Fujifilm FinePix S2Pro
Mit der Fujifilm FinePix S2Pro habe ich meine Sammlung an professionellen Fujifilm-Digitalkameras komplettieren können. Die hier vorgestellte Kamera ist ein Einzelstück, weil sie aus insgesamt vier verschiedenen defekten FinePix S2Pro Modellen zusammengesetzt wurde. Das in Ordnung gebrachte Kameragehäuse stammt aus einer relativ frühen Charge des Seriennummernbereiches 32Axxxx bei der nach einem Sturz das integrierte Blitzgerät abgerissen war. Die Kamera war zwar weitgehend funktionsfähig, allerdings dürfte durch den Sturz auch ein Problem mit der Stromversorgung aufgetreten sein, denn mit einem Satz frisch aufgeladener Akkus konnten gerade 30 Bilder gemacht werden. Zum Glück habe ich in der Folge dann noch drei weitere defekte Gehäuse geschenkt bekommen und nach längerem überlegen habe ich mich dann an das Projekt "Eigenbau FinePix S2Pro" gemacht.

Um es kurz zu machen: Aus den drei Schrottgehäusen konnte ich alle benötigten Teile gewinnen mit denen ich dann das vierte Gehäuse wieder in Ordnung gebracht habe. Die Baukasten-Methode hatte übrigens auch den Vorteil, daß ich auf spezielle Meßgeräte verzichten konnte. Im verwendeten Kameragehäuse war die Elektronik inklusive Autofokusmodul und Verschlußeinheit in Ordnung und aus einer der defekten Kameras konnte ich eine aufeinander abgestimmte Einheit aus Mainboard und Aufnahmesensor ausbauen. Die fehlenden Teile für das abgerissene Blitzgerät wurden dem dritten Gehäuse entnommen und zwei schöne Gehäuseschalen habe ich von der vierten FinePix S2Pro abgebaut. Meine Eigenbau-Kamera funktioniert sehr gut und zuverlässig, sie hat bis auf eine leichte Überbelichtung um etwa 1/2 Blende auch keine Macken. Die Überbelichtung tritt linear bei allen Empfindlichkeiten und Lichtverhältnissen auf und kann über die die Belichtungskorrektur ausgeglichen werden. Für eine Kamera, die meistens in der Vitrine steht eine akzeptable Lösung.
FinePix S2Pro: Kameragehäuse zerlegen und Aufnahmesensor tauschen
(Acrobat PDF ca. 6,8 MB Größe)




April 2009 / überarbeitet Juni 2011

zurück zur Startseite

Praktisch: Wie bei der FinePix S1Pro und der S3Pro gibt es auch bei der FinePix S2Pro ein LC-Display auf der Rückseite. Mit vier Tasten können die wichtigsten Aufnahme- bzw. Wiedergabeparameter beeinflußt werden.
Fazit: Sehr gute Bildqualität zum günstigen Gebrauchtpreis. Der Super-CCD-Aufnahmesensor der FinePix S2Pro kann noch immer mehr als Aufnahmesensoren so mancher Prosumerkameras. Zwar haben Profi-DSLRs heute mehr Pixel, noch mehr Dynamik und sind wesentlich schneller, dafür kosten sie auch eine Menge mehr.
Die FinePix S2Pro ist das erste Fujifilm-Modell mit einem Aufnahmesensor, der über einen erweiterten Dynamikbereich verfügt. Im Unterschied zu einer FinePix S3Pro oder S5Pro kann man keine Einstellungen an der Dynamik des Aufnahmesensors machen, die Kamera ist in diesem Punkt noch sehr einfach gehalten. Das trifft auch auf die Kameratechnik zu. Wie bei Fujifilm üblich wurde auch in der FinePix S2Pro ein Nikon-Gehäuse verbaut. Es handelt sich dabei um eine Nikon F80, die für die Anbindung der Bildwandelektronik modifiziert ist. Nach der Nikon F60 in der FinePix S1Pro hat Fujifilm wieder ein Amateurgehäuse verwendet und der Anwender mußte mit verschiedenen Einschränkungen leben. Dazu gehört vor allem die heute völlig anachronistisch anmutende Nikon TTL-Blitzbelichtung, die eigentlich nie wirklich zu überzeugen wußte. Beim Objektivanschluß hat man auf den mechanischen Blendenmitnehmer vergessen und so ist die Verwendung von Nikon MF-Objektiven an der FinePix S2Pro eine unbequeme Angelegenheit ohne internen Belichtungsmesser. Gewöhnungsbedürftig war auch die Stromversorgung mit zwei verschiedenen Batterietypen. Da gab es 4 Stück MN-1500 Mignons als Hauptstromversorgung und 2 Stück CR-123 Lithium Batterien für die Kameraelektronik und den integrierten Blitz. War eine der Batterietypen erschöpft, hat man unter Umständen mit einer streikenden Kamera gekämpft bis man das Problem lediglich als leere Batterie erkannt hatte.

Die Fujifilm FinePix S2Pro hat aber auch ihre guten Seiten. Das Gehäuse liegt gut in der Hand und ist nicht zu schwer, es passen auch heute noch alle modernen Nikon AF-Objektive inklusive AF-S- und VR-Typen, die Kamera hat einen Anschluß für ein Synchronkabel und die Menüstruktur ist so einfach, daß man keine Bedienungsanleitung braucht. Der Aufnahmesensor hat zwar nur 6 Megapixel physikalische Auflösung, durch eine Pseudo-Interpolation werden Bilddateien mit 12 Megapixel und einem für heutige Verhältnisse ansprechenden Dynamikbereich generiert. Die Fujifilm FinePix S2Pro liefert verglichen mit aktuellen digitalen Spiegelreflexmodellen noch immer tadellose Ergebnisse. Wenn man den aktuellen Zeitwert von etwa 200 bis 220 Euro betrachtet, dann ist eine FinePix S2Pro noch immer als Einsteigerkamera eine Empfehlung.

Kaufempfehlungen zur FinePix S2Pro gibt es auch und die sind ganz einfach: Nur gut erhaltene Kameras kaufen. Die Gebrauchtpreise sind inzwischen so günstig, daß man auch ein FinePix S2Pro-Gehäuse in einem guten Zustand günstig bekommt. Auf den Seriennummernbereich des Gehäuses achten. Es gab verschiedene Seriennummernbereiche, in denen das bereits erwähnte Color-Discoloration-Problem auftreten kann und die Aufnahmesensoren von einer Aufnahme zur nächsten ausfallen. Folgende Seriennummernbereiche sind von diesem Phänomen betroffen: 31A127xx bis 31A143xx, 32A000xx bis 32A039xx, 33A000xx bis 33A007xx und 34A000xx bis 34A004xx. Ich konnte nicht herausfinden, ob defekte Aufnahmesensoren von Fujifilm noch immer in Kulanz repariert werden, also besser keinen Ärger riskieren und die betroffenen Seriennummernbereiche meiden.

Die Fujifilm FinePix S2Pro wurde in relativ großen Stückzahlen gebaut und war ein sehr erfolgreiches und robustes Kameramodell. Bedingt durch den bei der Markteinführung hohen Preis von ca. 2.500 Euro haben sehr viele Kameragehäuse ihren Dienst im gewerblichen Bereich zu verrichten gehabt. Viele Kameras wurden über Jahre täglich verwendet und haben teilweise beträchtlich mehr als die 80.000 Belichtungen, auf welche die Verschlußeinheit ausgelegt ist, hinter sich. Leider ist es nicht möglich den Zähler für die Verschlußauslösungen auszulesen. Das kann nur eine Nikon-Werkstätte und beim Gebrauchtkauf muß man sich ein Bild vom Verkäufer und der Kamera machen, wenn man das kann:

- Die Klappe für die Speicherkartenslots sollte einwandfrei aufschnappen und zuklappen. Ist sie sehr schwergängig, dann wurde die Kamera nicht besonders gepflegt (Schmutz und Korrosion).

- Betriebsartenwählrad und Einstellräder auf der linken oberen Kameraseite sind sehr schwergängig und die Verriegelung ist hakelig: Meist ist die Ursache ein Sturz oder extreme Verschmutzung. Eine sehr schwergängige Vierwege-Taste an der Kamerarückseite deutet ebenfalls auf eine sehr stark genutzte Kamera hin.

- Auf sehr intensiven Gebrauch deutet auch hin, wenn das Gehäuse im Bereich der Daumenauflage an der Kamerarückseite und beim Handgriff auf der Vorderseite überhaupt keine Struktur mehr hat. Eventuell fehlt auch die rote Gummierung, denn die löst sich durch mechanische Beanspruchung sehr oft ab. Weniger problematisch ist die Beschriftung der Tasten [FUNC] und [PLAY] auf der Rückseite. Die aufgedruckten Buchstaben verschwinden leider schon bei geringer Beanspruchung und der Austausch der Tasten ist relativ kompliziert.

- Das Nikon AF-S 18-200mm VR-II stellt im Nahbereich in der Weitwinkelposition manchmal nicht scharf: Dieses Phänomen wird vom Fujifilm Kundendienst mittels Firmwareupdate kostenlos behoben und stellt keinen großes Problem an einem FinePix S2Pro Gehäuse dar. Bei anderen AF-S-VR-Objektiven von Nikon tritt dieses Phänomen nicht auf.

- Die FinePix S2Pro arbeitet mit dem FAT-16 Dateisystem. Daher können nur CompactFlash-Speicherkarten mit einer Kapazität bis zu 2GB verwendet werden. Der SmartMedia-Kartenslot ist in der Zwischenzeit nur mehr Dekoration, denn die maximale Kapazität von 128MB pro SmartMedia-Speicherkarte ist nicht mehr zeitgemäß.

- Die USB-Schnittstelle an der FinePix S2Pro arbeitet noch nach der langsameren USB 1.1 Spezifikation. Für die Datenübertragung an einen PC entweder auf die IEE1394-Firewire-Schnittstelle oder einen externen Kartenleser ausweichen.

Pro:

- Gute Bildqualität durch den Super-CCD-Aufnahmesensor
- Kompaktes Gehäuse mit Nikon AF-Bajonett
- Einfache und übersichtliche Bedienung
- USB 1.1 und IEEE-1394 Schnittstelle



Kontra:

- Kein Hochformathandgriff und Hochformatauslöser
- Nikon TTL-Blitzbelichtungsmessung (kein Nikon D-TTL)
Dual-Slot für CompactFlash/MicroDrive und SmartMedia
Schnittstellen: USB 1.1 und IEEE-1394 Firewire