Voigtländer Superwide Heliar 15mm/4,5 Asphärisch
Seit 1999 produziert der japanische Hersteller Cosina unter dem Markennamen Voigtländer Messsucherkameras und Objektive mit M39-Schraubgewinde sowie neuerdings auch mit dem Leica-M-Bajonett. Im Objektivprogramm findet man auch einige relativ preiswerte Superweitwinkel-Objektive, die im Ruf stehen auch optisch hervorragende Leistungen zu bringen. Superweitwinkel-Objektive habe für mich eine gewisse Faszination und ich kann sie im Bereich Reisefotografie sehr gut einsetzen. Ein MC Zenitar-M 16mm/2,8 gehört zwar seit längerer Zeit zu meinem Gerätepark, die Bedienung an der Canon EOS ist aber alles andere als bequem und so kam der Entschluss ein anderes (besseres) Objektiv anzuschaffen.

Die Wahl fiel auf das Voigtländer Superwide Heliar 15mm/4,5. Meine ursprüngliche Idee war dieses Objektiv fix an einer Voigtländer Bessa L zu verwenden und mir eine Art Superweitwinkel-Kamera zu konfigurieren, letztendlich habe ich aber das Kameragehäuse weggelassen und setze das Superwide Heliar an meiner Leica M6 bzw. M7 ein. Der Grund dafür ist ziemlich einfach: Das Superwide Heliar 15mm lässt sich mit einem Leica-M-Adapter zu einem vollwertigen Leica-M Objektiv aufrüsten. Der Adapter ist mit einem Preis von etwa 80 Euro deutlich billiger als das Bessa L Kameragehäuse. Die Kombination Superwide Heliar 15mm an einer Leica M Kamera ist übrigens auch in Verbindung mit einem Spiegelreflexsystem sinnvoll, nicht nur hinsichtlich der Abbildungsqualität sondern auch in Bezug auf das Volumen, denn eine Leica M inklusive Superwide Heliar samt Sucher lässt sich sehr platzsparend in einer Fototasche unterbringen.
Fazit:
Das Voigtländer Superwide Heliar 15mm/4,5 ist ein Objektiv für analoge Kameras. Mit Film ist es hinsichtlich Abbildungsleistung, Verarbeitung und Preis-/Leistungsverhältnis (Preis ca. € 600,--) uneingeschränkt empfehlens-wert und gehört zu den echt feinen Superweitwinkel-Objektiven. Auch der Leica M-Adapter ist empfehlenswert, einzig der billig ausgeführte Sucher trübt den sonst einwandfreien Gesamteindruck ein wenig.
 
 
 
 
Plus:
- Tolle optische Leistung
- Solide Ausführung und gute Verarbeitung
- Gutes Preis-/Leistungsverhältnis
 
Minus:
- für Digitalkameras nur bedingt geeignet
- Material des Suchergehäuses ist zu billig
- Lieferumfang ohne Beutel für Objektiv und Sucher
 
 

Jänner 2005                                                              zurück zur Startseite

 

Wie schon erwähnt ist das Voigtländer Superwide Heliar 15mm ein ausgezeichnetes Objektiv für Reisefotografie. Obwohl es mit einer Anfangslichtstärke von 1:4,5 kein Lichtriese ist, kann man es in Verbindung mit einem Stativ auch sehr gut für Avialable-Light-Fotografie einsetzen. Die Abbildungsqualität ist auch bei offener Blende tadellos und auf höchstem Niveau, abblenden hat kaum mehr eine Auswirkung und dient fast nur noch der Vergrößerung der Schärfentiefe. Der enorme Bildwinkel bringt, wenn man will, Spannung ins Bild, die durch ein Verkanten der Kamera und die daraus resultierenden stürzenden Linien noch verstärkt werden kann. Bei Landschaftsaufnahmen sollte man allerdings auf eine möglichst waagrechte Ausrichtung der Kamera achten, sonst gibt es sehr leicht einen schiefen Horizont, der nur in den seltensten Fällen gut aussieht. Mit ein wenig Übung gelingt es einem sehr gut, dass man Ergebnisse erzielt, die zwar einen sehr guten räumlichen Eindruck vermitteln, denen man aber nicht sofort das Superweitwinkel ansieht.
Fotografieren mit dem Superwide Heliar 15mm ist eine unkomplizierte und manchmal unbemerkte Angelegenheit. Die Entfernung wird am besten geschätzt. Bei der enormen Schärfentiefe ist das auch dann kein Problem, wenn man ein wenig daneben liegt. Schnappschüsse gelingen aus der Hüfte wenn man die Entfernung auf 2 Meter einstellt, die Kamera braucht man dann nur mit dem Objektiv in Richtung des Motivs zu halten und auslösen. Man hat garantiert das auf dem Bild, was man drauf haben wollte und noch einiges mehr. Meist ist man selbst noch als dunkler Schatten am Bildrand oder der eine oder andere Finger rangt irgendwo in das Bild hinein. Schnappschüsse mit einem 15mm-Weitwinkel haben meist auch noch den Nachteil extremer stürzender Linien, aber dafür sind sie eben Schnappschüsse, die vielleicht einzigartig sind und die man nachträglich auch noch verbessern kann. In der privaten Dunkelkammer geht das mit schwarz/weiß-Film, der übrigens hervorragend zu diesem Objektiv passt, recht gut oder man scannt sich die Negative ein und erledigt die Nachbearbeitung am Computer.
Auch der Adapterring von M39-Schraubgewinde auf das Leica M-Bajonett ist ganz aus Metall gefertigt, sauber gearbeitet und das Objektiv passt damit ganz genauso wie ein Originalobjektiv an meine Leica M6 und M7. Lediglich der mitgelieferte Sucher fällt qualitativ ein wenig ab. Das Gehäuse ist aus schwarzem Kunststoff, der sehr weich ist und bei dem bereits nach dem ersten Einsatz die ersten Gebrauchsspuren sichtbar wurden. Das Sichtfeld beträgt in der unendlich Einstellung etwa 90% (und ist damit ausreichend genau), ungewohnt ist hingegen, dass es keine Parallaxenmarkierung für Aufnahmen mit Entfernungen von weniger als zwei Meter gibt und man bei "Nahaufnahmen" mit dem Superwide Heliar 15mm am oberen Bildrand immer ein wenig Platz lassen muss.
Die optische Konstruktion des Voigtländer Superwide Heliar 15mm besteht aus 8 Linsen, die in 6 Gruppen angeordnet sind und in der auch eine asphärische Linse zur Steigerung der Abbildungsleistung enthalten ist. Fast schon eine Besonderheit ist die aus 10 Lamellen bestehende kreisrunde Blende, die sich meiner Ansicht nach sehr positiv auf die Abbildungsleistung unter kritischen Lichtverhältnissen auswirkt, denn das Superwide Heliar ist relativ unanfällig auf Lichtbrechungen im optischen System bedingt durch Streu- oder Gegenlicht. Die Brennweite von 15mm ergibt in Verbindung mit dem Kleinbildformat 24x36 einen Bildwinkel von 110° und einen Schärfentiefenbereich von 20cm bis unendlich bei Blende 22. Damit lassen sich nicht nur dramatische Perspektiven aufbauen, es ist auch möglich wirklich alle Bildteile von ganz nahe bis weit entfernt scharf abgebildet zu bekommen. Der Objektivtubus ist aus Metall gefertigt, wirkt solide, ist aber mit 100 Gramm Gewicht angenehm tragbar. Entfernungs- und Blendenring laufen satt und spielfrei, angenehm ist auch die Rastung des Blendenringes in 1/2 Stufen.

 

 

 

 

 

Enorme Schärfentiefe: Als Beispiel die Tabelle für eingestellte Entfernung 1,5 Meter mit allen Blendenstufen.

 

 

 

Heller Sucher mit klarem Bild aber leider ist der Kunststoff des Suchergehäuses sehr weich und zeigt schon nach dem ersten Einsatz heftige Gebrauchsspuren.

Superwide Heliar 15mm mit montiertem Leica-M-Adapter. Die Qualität des Objektivs und des Adapters liegen auf einem sehr hohen Niveau und stehen original Leica Produkten kaum nach.

Fotogalerie: Wien Gasometer

Minialbum: Sonnar 40mm und Superwide Heliar 15mm