Was die Beirette electronic nicht kann: Es gibt keine vollständig manuelle Belichtungseinstellung. Eine fixe Belichtungszeit von 1/30 Sekunde kann man erreichen, indem man den Schalter für die Blitzsynchronzeit im Blitzschuh betätigt. Dazu schneidet man sich ein Plastikplättchen von zwei Millimeter Stärke passend zurecht und schiebt es in den Blitzschuh. Oder man findet in der Bastelkiste noch eine Nikon BS-1 Blitzschuhabdeckung. Zur 1/30 Sekunde kann man jede Blende einstellen, ob das ohne externen Belichtungsmesser sinnvoll ist, sei dahin gestellt. Eine eventuell erforderliche Belichtungskorrektur kann man besser über die Filmempfindlichkeit vornehmen. Die Filmempfindlichkeitseinstellung des Belichtungsmessers reicht zwar nur bis ISO 400, was speziell bei 400er-Filmen auf den ersten Blick als ein Nachteil erscheint. Nachdem aber meistens reichlicher belichtet werden soll, zum Beispiel bei Gegenlichtaufnahmen, wird man mit so einer Einschränkung leben können. Die Beirette electronic ist darüber hinaus sogar mit einer Langzeitbelichtung B ausgestattet, die über die Batteriekontrolle aktiviert wird. Man hält die rote Taste neben der Rückspulkurbel gedrückt und betätigt gleichzeitig den Auslöser. Der Verschluss schließt erst wieder, wenn die rote Taste losgelassen wird.
Bleibt noch eine kurze Erwähnung des Gewichts dieser Kamera. Lediglich 270 Gramm inklusive der Batterie bedeuten viel Kunststoff und bis auf den Bodendeckel wenig Metall. Dafür ist die Kamera leicht. Man kann sie jeden Tag dabei haben ohne Schäden an den Bandscheiben zu erleiden, weil man sich so abschleppt.
Meine Beirette electronic habe ich vor vielen Jahren geschenkt bekommen. Ich glaube nicht, dass ich erst der zweite Besitzer bin, weil die Buchstaben electronic im Schriftzug auf der Vorderseite der Kamera sehr professionell mit grüner Farbe ausgelegt worden sind. Das war weder eine Variante ab Werk und die Person, von der ich die Kamera geschenkt bekommen habe, hat den Schriftzug auch nicht eingefärbt. Jedenfalls ist diese Beirette electronic voll funktionsfähig, die CdS-Zelle ist noch in Ordnung und das Plaste-Elaste-Gehäuse weder klebrig noch löst sich ein Teil ab. Schön, dass ich das nach vierunddreißig Jahren Kamera-Lebenszeit berichten kann.
Fazit: Am Anfang der 1980er-Jahre war die Beirette electronic ein Versuch in der DDR wieder
konkurrenzfähige Kompaktkameras zu bauen. Dem maroden Wirtschaftssystem geschuldet, musste die Kamera aber völlig ohne Superlativen auskommen. Sie ist eine unauffällige aber genau deshalb eine interessante Kamera. Fancy-Features, welcher Art auch immer, sucht man vergeblich, aber man kann mit dieser Kamera einfach gute Fotos machen. Ein Vorteil ist auch, dass die meisten Kameras nicht intensiv genutzt worden sind und einwandfreie Exemplare - inklusive funktionsfähiger Belichtungsmessung - regelmäßig verfügbar sind. Am Flohmarkt findet man dieses Modell in einem guten Zustand mit viel Glück schon ab einem Zehner, was noch ein weiteres gutes Argument für diese Kamera ist.