Belichtungsmesser - Belichtung & Beleuchtung                                               
Es gab kaum ein fotografisches Zeitalter in dem man sich so wenig um die richtige Belichtungsmessung gekümmert hat wie heute. Zugegeben, unsere aktuellen Kameras sind wahre Genies was die Belichtungs-Meßsysteme betrifft. Sie meistern Lichtsituationen, welche die Kameragenerationen vergangener Jahrzehnte schlicht und einfach überfordert hätten. Für eine moderne Kamera ist zum Beispiel seitliches Licht oder hoher Konrast überhaupt kein Problem mehr. Bei einem Gespräch hat unlängst jemand festgestellt, dass wir von der Motivklingel, die signalisiert wann ein Motiv richtig belichtet werden kann und auch lohnenswert ist abgelichtet zu werden nicht mehr weit entfernt sind.

Gerade im Bereich Digitalkameras herrscht heute die Meinung vor, dass die exakte Belichtung weniger Bedeutung habe, denn einerseits hat die überwiegende Anzahl der aktuellen Modelle viele Motivprogramme samt automatischer Szenenerkennung integriert und andererseits könne man mit Photoshop & Co. den Rest an Fehlbelichtungen und Bildfehler ohnedies wegretuschieren.

Viele aktuelle Digitalkameras sind wirklich echte Künstler, was Motiverkennung und Belichtungsgenauigkeit betrifft und mit dem Computer hat man heute bessere Möglichkeiten kleinere Fehler nach der Aufnahme zu korrigieren. Geht wirklich alles schief, dann ist ein fehlbelichtetes Bild nur mit sehr viel Mühe und Zeitaufwand zu verbessern. Dabei besteht dann die Gefahr, dass Schatten "absaufen" und Spitzlichter "ausreissen" oder die Farbbalance nicht stimmt, was wiederum weitere Nachbearbeitung zur Folge hat und meist in einer sichtbaren Qualitätsreduktion mündet. Bei der Farbeinstellung ist es sogar für einen professionellen Grafiker oder Fotografen mitunter schwierig eine neutrale Farbwiedergabe im Nachhinein zu erreichen. Es liegt daher im Interesse aller die Qualität von der Aufnahme bis zum Druck auf einem möglichst konstanten und hohen Niveau zu halten. Nachbearbeitung beseitigt kleine Fehler und dient sicher nicht als „Aufnahmeersatz".

Wie überall in der Fotografie gilt: Je besser das Ausgangsmaterial, desto besser wird das Endprodukt.

 

 

Ein sehr interessantes PDF-Dokument mit einer Menge Informationen zum Thema Belichtung: Gossen Kompendium der Belichtungsmessung

 

 

 

April 2021 bis November 2023 - Anmerkungen zu gebrauchten Belichtungsmessern:

Belichtungsmesser sind Präzisionsinstrumente mit einem entsprechend hohen Preis. Was liegt näher als zu sparen und sich einen gebrauchten Belichtungsmesser anzuschaffen. Für die paar Gelegenheiten, wo man so ein Gerät wirklich braucht, wird wohl auch ein Gebrauchtgerät reichen. Das stimmt grundsätzlich, aber ich habe in den letzten Jahren einige Erkenntnisse gewonnen, die den Kauf eines gebrauchten Belichtungsmessers als gar nicht mehr so preiswert erscheinen lassen. Die Genauigkeit eines Belichtungsmessers hängt von der Messzelle ab. Die besteht aus Selen, einem Cadmiumsulfid-Widerstand, eher selten aus einer Gallium-Arsenid-Fotodiode oder einer Silizium-Fotozelle und alle lichtempfindlichen Sensoren unterliegen einem Alterungsprozess. So kann bei einem Belichtungsmesser das Gebrauchtgerät sehr schnell zu einem "Verbrauchtgerät" werden.

Selen-Zellen: gehören zur ältesten Technologie, sind meist über ein halbes Jahrhundert alt und bringen bis auf ganz seltene Ausnahmen keine exakten Ergebnisse zustande. Wenn die Messwerke nicht ohnehin komplett funktionslos sind, liegen die Messergebnisse von Selen-Zellen weit abseits dessen, was ein neuer und richtig kalibrierter Belichtungsmesser anzeigt. Ich traue mir die Aussage zu, dass Selen-Zellen für fotografische Zwecke mittlerweile hart an der Grenze des Brauchbaren sind. Belichtungsmesser mit dieser Technologie sind fast ausnahmslos Sammlerstücke, bei denen man sich freuen kann, wenn der Zeiger noch ausschlägt und irgendetwas anzeigt. Sparen Sie sich einen Weston Master zu kaufen. Auch wenn er noch so hübsch ist und sich in einwandfreiem Zustand befindet, werden die Ergebnisse nicht einmal Negativfilm richtig belichten helfen. Diese Aussage erweitere ich übrigens auf alle Belichtungsmesser aller Hersteller mit Selen-Zelle.

Cadmiumsulfid-Fotowiderstand: Ab etwa Mitte der 1960er-Jahre wurde diese Technologie flächendeckend eingesetzt. Viele Spiegelreflexkameras aus dieser Zeit besitzen CdS-Fotowiderstände als Messzellen. Der millionenfach hergestellte Gossen Sixtar ist ebenfalls ein Beispiel für einen CdS-Belichtungsmesser. Diese Messsysteme brauchen eine Batterie zur Stromversorgung. Das kann schon die erste Hürde für eine ausreichende Messgenauigkeit sein, Stichwort 1,35-Volt-Knopfzelle. Schlimmer ist aber, dass CdS-Fotowiderstände ein Ablaufdatum haben und langsam degenerieren, egal ob sie benutzt werden oder im finsteren Schrank liegen. Ich habe festgestellt, dass nach etwa vierzig Jahren keiner meiner CdS-Belichtungsmesser ausreichend genau anzeigt. Die CdS-Widerstände werden träger und brauchen eine ganze Weile, bis sich die Messnadel auf einen Wert festgelegt hat. Bedingt durch ihre physikalischen Eigenschaften ist die Ungenauigkeit bei wenig Licht größer als bei hellem Sonnenschein. Die Ungenauigkeiten treten auch nicht über den gesamten Helligkeitbereich linerar und gleichmäßig auf. Mein Gossen Sixtar misst bei Raumbeleuchtung mit etwa vier Blenden Abweichung, bei hellem Sonnenschein nur mit zwei Blenden Abweichung, wobei auch die farbliche Zusammensetzung des Lichts die Ergebnisse beeinträchtigt. Von der Alterung ist jede CdS-Zelle betroffen, auch wenn vielfach etwas anderes behauptet wird. Es sind übrigens auch die Kamerabelichtungsmesser in den tollen Canons, Nikons oder Pentax vom Verfall der CdS-Zellen betroffen. Bei einer Nikon F2 oder einer Nikkormat FT3 lohnt sich der Tausch noch, vor allem weil man noch Chancen hat neue und passende CdS-Zellen aufzutreiben. Ein Gossen Sixtar oder ähnlicher Belichtungsmesser gehört aber in die Vitrine und nicht mehr in eine Fototasche.

Gallium-Arsenid-Fotodioden waren ein kurzes Zwischenspiel Anfang der 1980er, weil sie die am schnellsten reagierenden Fotozellen sind und auch bei wenig Licht keine Trägheit aufweisen. Laut der Nikon Corporation war man allerdings mit der spektralen Empfindlichkeit nicht zufrieden und die Hersteller haben die Gallium-Arsenid-Technik nicht weiter verfolgt.

Silizium-Fotodiode: Die modernste Messzelle in Belichtungsmessern ist die Silicon Blue Cell (Sbc). Die Sbc besitzt eine spektrale Empfindlichkeit, die ziemlich genau jener des menschlichen Auges entspricht und hat Selen und CdS komplett verdrängt. Alle aktuell angebotenen Belichtungsmesser besitzen eine Sbc, sogar der batterielose Sekonic L-398A ist mit einem "amorphen Fotosensor" in Siliziumtechnik bestückt. Die Genauigkeit der Messergebnisse braucht man bei einem Neugerät nicht zu hinterfragen. Was die Langzeitstabilität betrifft, so kann ich mich nur auf einen Gossen Mastersix aus den 1980ern beziehen, bei dem es bis heute keine Alterungserscheinungen gibt. Mit einer generellen Differenz von 1/2 Blende zu meinen Minolta- und Sekonic-Belichtungsmessern liefert der Mastersix einwandfreie Ergebnisse. Schließt man vom etwa 35 Jahre alten Mastersix auf alle anderen Belichtungsmesser mit Silizium-Fotodiode, ist klar, was man gebraucht kaufen kann.

Meine Empfehlung lautet auch bei knappem Budget die Finger von einem gebrauchten Schätzeisen zu lassen und einen neuen Belichtungsmesser zu kaufen. Der Sekonic L-208 ist eine gute Entscheidung, weil er mit 100 Euro Kaufpreis das beste Preis-Leistungsverhältnis bei einem Belichtungsmesser für Dauerlicht bietet. Dann folgt der Sekonic L-398A, der zwar mehr kostet, dafür aber auch mehr kann und natürlich auch professioneller aussieht. Für Blitzbelichtungsmessung ist der Sekonic L-308X-U ein preiswertes Gerät mit allen notwendigen Funktionen. Die Suche nach kompakten und kleinen Belichtungsmessern hat mit dem Gossen Digisix2 beziehungsweise der Gossen Digiflash2 ein Ende. Mit einer Grundfläche von 75x50mm passen sie in jede Tasche und bleiben preislich im Rahmen. Über die Präzision braucht man bei Gossen ohnehin kein Wort zu verlieren - sie passt.

Weil mich mehrfach Anfragen zu Belichtungsmesser-Smartphone-Apps erreicht haben, folgt hier eine kurze Anmerkung dazu: Die Genauigkeit dieser Apps hängt vom Umgebungslichtsensor des Smartphones ab. Da gibt es natürlich eine große Streuung, je nachdem ob man ein teures oder ein preiswertes Smartphone besitzt. Teuer ist besser, wie könnte es anders sein, dazu kommt noch, dass man davon ausgehen kann, dass die Algorithmen kaum der ISO 2720:1974 entsprechen - wie sollten sie das bei der großen Anzahl unterschiedlicher Hardware auch. Smartphone-Apps sehen meist toll aus, mit Sunny-16 kommt man meist zu gleichen oder besseren Ergebnissen.

 

 

 




Mai 2008 / überarbeitet Jänner 2009, April 2021 und November 2023

zurück zur Startseite









 


Beispiel Portrait/Person - Lichtführung ganz einfach: zwei Fotoleuchten von links als Hauptlicht, ein Aufheller (links hinten und weit oben) um mehr Zeichnung in die Haare zu bekommen und ein großer Aufheller von rechts damit auch die rechte Seite genug Licht bekommt.

Minolta Flash Meter V mit 5° Spot-Aufsatz
Objektmessung
Belichtungsmessung

Es gibt in Kameras integrierte Belichtungsmesser und es gibt Handbelichtungsmesser. Diese zwei Möglichkeiten werden durch eine weitere Variante ergänzt, die als Sunny-16-Regel bekannt ist. Sie hat den Vorteil, dass man gar keinen Belichtungsmesser braucht, sondern anhand einiger Parameter die für Negativfilme brauchbare Kombination aus Belichtungszeit und Blende berechnet. Der Begriff Schätzung trifft auf Sunny-16 eher zu als Berechnung, aber für den Fall, dass man einmal mit einem stromlos gewordenen Belichtungsmesser dasteht oder eine Kamera gar keinen Belichtungsmesser eingebaut hat und man keinen kaufen will, ist Sunny-16 die passende Messmethode. Sunny-16 kostet nichts und Generationen von Fotografen haben nur mit dieser Methode die Belichtung ihrer Schwarzweiß-Filme vorgenommen. Einige Kameras aus den 1930er- bis 1960er-Jahren haben sogar Sunny-16-Tabellen auf der Rückseite angebracht gehabt. Die Basics der Belichtungsmessung und alles zur cleveren Sunny-16-Meßmethode sind hier zu finden:

 

Die richtige Belichtung und die Sunny-16-Regel

 

Entscheidet man sich für einen Belichtungsmessers ist dieser noch keine Garantie für die richtige Belichtung. Das ist so, wie der Besitz einer guten Kamera nicht automatisch zu gelungenen Bildern führt. Kauft man einen neuen Belichtungsmesser, dann ist die Meßgenauigkeit bei aktuellen Modellen generell auf einem sehr hohen Niveau. Natürlich haben Geräte der Oberklasse eine höhere Genauigkeit und viele Features, die dem Fotografen das mitunter mühsame Rechnen erleichtern oder gar abnehmen. Trotzdem wirkt sich bereits der Einsatz eines einfachen Belichtungsmesser in vielen Aufnahmesituationen positiv auf die Bildqualität aus.

Wer gar keine Ahnung hat, wie man einen Belichtungsmesser handhabt, findet hier die wichtigsten Grundlagen und ein paar Tipps und Tricks. Zuerst sollte man wissen, daß es verschiedene Arten der Belichtungsmessung gibt, die jeder moderne Belichtungsmesser beherrscht:

Lichtmessung
Die Objektmessung (Leuchtdichtemessung) ist die am meisten eingesetzte Belichtungsmessung. Dabei wird vom Kamerastandpunkt zu Objekt gemessen. Das Ergebnis ist die Summe des vom Objekt reflektierten Lichts. Klingt kompliziert, ist es aber nicht: Alle Spotbelichtungsmesser und die Belichtungsmessung jeder Kamera arbeiten nach diesem Prinzip, wenngleich man durch verschiedene Tricks (z.B. Mehrfeldmessung, Spotmessung siehe unten) verbesserte Meßergebnisse erreicht. Diese Messmethodik führt immer dann zu einem guten Ergebnis, wenn das Motiv einen relativ gleichmäßigen Helligkeitsverlauf hat und der Motivkontrast den Belichtungsspielraum nicht überschreitet. In der Praxis: +/- 2 Blenden bei Farbnegativfilm und +/- 1 Blende beim Diafilm als maximaler Motivkontrast. Um die Resultate der Belichtungsmessung zu verbessern und auch bei hohem Kontrastumfang zu richtigen Ergebnissen zu kommen, kann man bei vielen Kameras die Meßcharakteristik umschalten:


- Integrale Messung:
Hier wird das gesamte Aufnahmeobjekt gleichmäßig für die Ermittlung der richtigen Belichtung herangezogen und ein Mittelwert gebildet.


- Selektive Messung:
Es wird nur ein Ausschnitt zur Ermittlung des Messwertes herangezogen. Dadurch wird es dem Fotografen erleichtert den bildwichtigen Teil anzuvisieren und auf diesen Teil die Belichtung abzustimmen. Die selektive Messung hat dementsprechend einen geringeren Messwinkel zwischen 5° und 10°,


- Spotmessung:
Dabei handelt es sich eigentlich um eine extreme Art der Selektivmessung. Auch hier wird nur ein Ausschnitt zur Ermittlung des Messwertes herangezogen, der Messwinkel bewegt sich aber in einem Bereich von 1° bis 5° und erlaubt das punktgenaue Anpeilen von Objekten oder Objektteilen.


- Mehrzonenmessung:
Eine sehr bequeme und exakte Art die richtige Belichtung zu erhalten. Dabei wird der zu messende Bereich in verschiedene Zonen aufgeteilt. Für jede dieser Zonen wird einzeln der Messwert bestimmt und alle Messergebnisse werden zur Berechnung der Gesamtbelichtung herangezogen. Einige Hersteller haben diese Messmethode um eine elektronische Motiverkennung ergänzt. In der Software der Kamera ist die Helligkeits- und Kontrastverteilung typischer Aufnahmesituationen gespeichert. Diese Daten werden mit den ermittelten Messwerten verglichen und sollen für eine weitere Verbesserung der Belichtungsgenauigkeit sorgen.
Die richtige Beleuchtung ist in diesem Zusammenhang natürlich auch ein wichtiges Thema. Ein Belichtungsmesser erfaßt nur die Lichtmenge, die Qualität der Ausleuchtung kann er aber nicht verbessern. Dabei ist es auch mit einfachen Mitteln möglich die Lichtqualität zu erhöhen. Es gibt eine große Auswahl an Leuchtmitteln und es muss nicht immer die Studioblitzanlage für ein paar tausend Euro sein. Am Anfang genügen schon zwei oder drei Kunstlichtquellen um die Lichtsituation positiv zu verändern. Gerade bei Digitalkameras mit der einfachen Anpassung des Weißabgleichs sind preiswerte Halogenleuchten bestens für "besseres Licht" geeignet. Alternativ kann man auch Fluoreszenzleuchten auf der Basis von Energiesparlampen ausprobieren. Diese Leuchtmittel gibt es mit Farbtemperaturen von 5000°K oder 6500°K, damit ist ein Weißabgleich mit jeder Digitalkamera möglich. Eine Leistung von 250 Watt pro Leuchte reicht für Portraits aus, bei Sachaufnahmen im Studio darf es auch mehr sein. Der Anschaffungspreis für eine solche Lichtausrüstung beträgt inklusive der Stative im preiswertesten Fall etwa 150 bis 250 Euro und ist damit für jeden Fotografen erschwinglich.

Sehr genau sollte man sich die Anschaffung von Lichtformern und teurem Zubehör zu den Leuchten überlegen. Die Hersteller wollen nicht nur Leuchten verkaufen, wesentlich besseren Umsatz erzielen sie mit dem Zubehör. Schaut man sich den Preis einer kleinen Softbox an, dann erkennt man sofort, daß man für ein durchschnittliches Sammelsurium an Lichtformern ganz locker ein paar hundert Euro ausgeben kann. Auch beim Licht gilt: Improvisieren spart Geld. So können z.B. größere Styroportafeln als Aufheller oder Transparentpapier als Diffusor dienen, als "Stative" genügen bei derart leichten Materialien Holzleisten und Draht. Blickdichte Vorhang-Seitenteile kann man z.B. als Textilhintergrund einsetzen. Eventuell in der Fundgrube des allseits bekannten schwedischen Einrichtungshauses vorbeischauen, da gibt es immer wieder textile Restposten für wenig Geld. Ist man auf den Geschmack gekommen, dann besteht jederzeit die Möglichkeit Besseres und Teureres zu kaufen.

Improvisation ist zwar aus Kostengründen empfehlenswert, dass dabei auf die Sicherheit geachtet werden muss, ist selbstverständlich. Halogenleuchten werden sehr heiß und es besteht immer die Gefahr von Verbrennung oder eines Brandes, wenn in der Umgebung derartiger Leuchten zu sehr improvisiert wird. Niemals vergessen: Safety First!

Die Lichtmessung (Beleuchtungsstärkemessung) erfolgt vom Objekt zur Kamera. Allerdings muss der Belichtungsmesser mit einer passenden Streuscheibe (Kalotte) ausgestattet und damit für diese Messmethode ausgelegt sein. Durch die meist halbkugelförmige Kalotte wird der Messbereich auf den Winkel von 180° erweitert. Vorteil ist, dass nun nicht mehr das vom Objekt reflektierte Licht gemessen wird, sondern eigentlich die Beleuchtungsstärke, die in der Umgebung des Objekts herrscht. Das ist gerade bei sehr kontrastreichen Aufnahmesituationen von großem Vorteil. Da die Beleuchtungsstärke unabhängig von den Eigenfarben irgendeines Objekts ist, bleibt es völlig egal, ob ein weißes, blaues, braunes oder gelbes Objekt aufgenommen werden soll. Fast in jedem Fall wird der gemessene Wert für eine brauchbare Belichtung ausreichend sein, eine Ausnahme sind tiefschwarze Gegenstände, bei denen muß man die Blende um etwa eine Stufe gegenüber dem Meßwert öffnen.

Diese Form der Belichtungsmesser wird überwiegend in Verbindung mit Handbelichtungsmessern eingesetzt. Gerade in der Studiofotografie wird durch die 180°-Halbkugel-Messcharakteristik die tatsächliche Beleuchtungsstärke gemessen. Durch die Messung in verschiedenen Ebenen kann die Beleuchtungsstärke für jeden Punkt des Objekts ausgemessen werden. Mit ein bisschen kopfrechnen kann auch in kniffligen Situationen eine auf den Film abgestimmte Gesamtbelichtung ermittelt werden. Komfortabler und genauer geht es dann nur mehr mit einem Spot-Belichtungsmesser, der aber wiederum nur nach der Objektimessung arbeitet.

Minolta Flash Meter VI
Minolta Flash Meter V und Flash Meter VI / Kenko KFM-2100

Ich habe über viele Jahre die Minolta Flash Meter III bis V im Einsatz gehabt, das Flash Meter VI verwende ich noch immer. Es hat dabei keinen einzigen Defekt gegeben und die alle Geräte haben unter den verschiedensten Einsatzbedingungen immer tadellos funktioniert. Konica Minolta hat den fotografischen Bereich aufgegeben und die Digitalkameratechnologie ist zu Sony gewandert, einem Konzern, bei dem Belichtungsmesser nicht wirklich in das Produktportfolio passen. Eine zeitlang hat es so ausgesehen, als wäre damit das Ende der Flash Meter gekommen bis der japanische Hersteller Kenko/Tokina drei Modelle von Konica Minolta übernommen hat. So wurde aus dem Flash Meter VI der völlig baugleiche Kenko KFM-2100. Mit einem Preis von knapp unter 400 Euro ist er deutlich billiger als es das Flash Meter VI gewesen ist, zu bekommen ist der Kenko KFM-2100 im guten Fachhandel.

Die Flashmeter von Minolta waren immer schon bei den Topp-Geräten im Bereich Belichtungsmesser zu finden. Das neueste Modell Flashmeter VI fällt durch das LCD-Feld im Hochformat und den integrierten Spotmeter auf. Hier die wichtigsten Ausstattungsdetails im Überblick (Werksangaben Minolta):

Integration eines Hochleistungs-Spot Meter: Der FLASH Meter VI beinhaltet neben den herkömmlichen Funktionen eines Flash Meters zusätzlich die Funktion eines Spot Meters mit einer Winkel-Akzeptanz von 1°. Er funktioniert nicht nur als zwei Messgeräte in einer Einheit, sondern zeigt auch die Ergebnisse der Lichtmessung und Objektmessung gleichzeitig an und vergleicht sie unter Verwendung der Belichtungsspielraum-Anzeigenfunktion. (Siehe Punkt 3)


Kompaktes und stilvolles Design:
Der eingebaute Spot Meter verwendet die präzise dioptrische Einheit auf Basis von MINOLTA' s fortschrittlicher optischer Technologie in einem kompakten und stilvollen Gehäuse.


Belichtungsnavigation zur optimalen Ausnutzung des Film-Belichtungsspielraumes:
Der Belichtungsspielraum*, basierend auf der vom Flash Meter gemessenen Standardbelichtung (Ergebnis der Lichtmessung), wird auf dem Punkt-Indikator der analogen Skala angezeigt. Gleichzeitig wird das Messergebnis des Spot Meters (Ergebnis der Objektmessung) auf dem Punkt-Indikator einer anderen analogen Skala angezeigt. Durch Festlegen des Unterschieds zwischen den gemessenen Werten für Lichter und Schatten auf einem Objekt und der Standardbelichtung kann der Benutzer visuell überprüfen, wie jede Objektpartie auf dem Film reproduziert wird. Normalerweise ist die optimale Ausnutzung des Belichtungsspielraumes abhängig von der Erfahrung und dem Know-how des Fotografen. Mit dem Flash Meter VI jedoch kann der Benutzer die für die beabsichtigte Fotografie geeignete Belichtung leicht bestimmen, weil der Belichtungsspielraum sofort auf dem LCD-Monitor festgelegt werden kann. * Mit Belichtungsspielraum wird der effektive Belichtungsbereich eines Films bezeichnet. Wenn die Belichtung eines Objekts den Spielraumbereich übersteigt, wird der extrem helle Bereich mit Weiß gesättigt, und der extrem dunkle Bereich wird mit Schwarz auf dem Film gesättigt.


Multifunktionales Messgerät:
Mischlicht-Analyse: Bei allen Blitzlichtmessung misst der Flash Meter VI das Blitzlicht und das Umgebungslicht parallel, gleichzeitig kann der Fotograf auf der Mischlicht-Analyse Anzeige den genauen Anteil vom Blitzlicht an der Gesamtbelichtung ablesen. Nachträglich kann nun eine neue Belichtungszeit eingestellt werden und das Messergebnis wird neu kalkuliert. Somit ist der Fotograf in der Lage, den Anteil der jeweiligen Beleuchtungsart an der Gesamtbelichtung genau nach seinen Vorstellungen zu dosieren.


Speicherfunktion:
Mit dem Flash Meter VI können bis zu zehn Messwerte abgespeichert werden.


Helligkeitsdifferenz:
Der Flash Meter VI zeigt den Belichtungsunterschied zwischen dem vordefinierten Standardwert und dem gemessenen Wert in Zielpunkten auf der EV-Anzeige und dem Punkt-Indikator der analogen Skala an.


Belichtungs-Kalkulationen (S/A/H):
Der Flash Meter VI verfügt über drei Belichtungskalkulationsarten (Mittelwertbildung, schattenorientierte Objektmessung, lichterorientierte Objektmessung)


Custom-Funktion:
Die Anzeigenart kann den Wünschen des Benutzers angepasst werden. Die Belichtungszeiten können in ganzen, halben oder 1/3 Stufen gewählt werden. Die Anzeige der Blendenwerte erfolgt in herkömmlicher Mittelwert-Anzeige (1/10 Schrittweite) oder als Blendenskala-Anzeige.
Der Flashmeter VI ist eine Weiterentwicklung des Flashmeter V, die Unterschiede liegen nicht so sehr in der Messgenauigkeit oder in der Ausstattung. Besser wurde vor allem das Handling. Das Aufstecken des Spotmeters entfällt beim neuen Modell und die Spotmessung ist mit 1° Messwinkel noch präziser möglich. Das neu gestaltete LCD-Feld ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man sich aber einige Zeit mit dem Flashmeter VI beschäftigt erkannt man einen durchaus logischen Aufbau und ist auch in der Lage die vielfältigen Anzeigen von Mess- und Kalkulationswerten schnell zu interpretieren.

Das Gerät liegt, wie auch der Flashmeter V, gut in der Hand, es ist nicht zu leicht und auch nicht zu schwer. Meiner Meinung nach ein Mangel: Das LCD-Feld ist nicht beleuchtbar. Gerade im abgedunkelten Studio und in Verbindung mit gedimmten Einstellichtern an Studioblitzgeräten fällt das Ablesen schwer. Die Leuchtanzeige im Sucher des Spotmeters ist da nur ein schwacher Ersatz.

Fazit:
Ein Belichtungsmesser, der auch nach einigen Jahren im Einsatz noch immer überzeugt. Neben der Messgenauigkeit sind vor allem die Ausstattungsdetails und die zahlreichen Mess- und Kalkulationsfunktionen die herausragenden Eigenschaften des Flashmeter VI. Auch als Kenko KFM-2100 sehr empfehlenswert.

Die praktischen Auswirkungen exakter Belichtungsmessung und gezielter Lichtführung anhand von zwei Beispielen

Beispiel 1:
Portrait- oder Personenaufnahmen sind im privaten Bereich ein sehr häufiges Aufnahmemotiv. Leider ist die Qualität sehr oft unzureichend. Schon mit einer einfachen Lichtanlage und einem einfachen Belichtungsmesser lassen sich die Resultate verbessern.

*****
Gestaltungsregeln:

- Portraits und einzelne Personen werden fast immer im Hochformat aufgenommen. Gruppen hingegen im Querformat.
- Die Person soll das Bildformat ausfüllen. Bei ganzen Personen keine Arme, Beine oder den Kopf an-/abschneiden.
- Bei Personengruppen darauf achten, dass links und rechts am Bild noch etwas Platz bleibt.
- Bei Portraits darauf achten, dass der Kopf ausreichend groß ist. Faustregel: Schultern „angeschnitten" = Kopf ausreichend groß.
- Kein Weitwinkelobjektiv verwenden. Es kann Gesichter und bei Personengruppen die Personen am Rand verzerren.
- Bei Kameras mit fest eingebautem Zoomobjektiv eine Brennweite in der Mitte zwischen der Weitwinkel- und der Teleposition einstellen.
- Die Scharfeinstellung immer auf die Augen vornehmen.
- Wenn möglich in vertrauter Umgebung fotografieren. Vor allem Kinderfotos gelingen einfacher und besser.
Beleuchtung mit einer Lichtquelle (Blitz/Fotoleuchte) ohne Diffusor, vollautomatische Belichtung:

- Guter Kontrast
- Gute Farbwiedergabe
- Harter Schlagschatten, Hintergrund wird deutlich dunkler
- Keine Durchzeichnung in den Haaren

Beurteilung: Kontrast und Farbe gut, der Schlagschatten wirkt aber unschön. Die fehlende Durchzeichnung in den Haaren ist ein wenig störend.


Beleuchtung mit einer Lichtquelle (Blitz) indirekt über die weiße Zimmerdecke, vollautomatische Belichtung ohne manuellen Eingriff:

- Unterbelichtung
- Reduzierter Kontrast
- Schlechte Farbwiedergabe
- Weiche Schatten aber dunkle Bildpartien werden nicht optimal wiedergegeben
- Keine Durchzeichnung in den Haaren
   
Beurteilung: Ohne (Blitz-)Belichtungsmesser kann nur durch Probieren eine einwandfreie Belichtung ermittelt werden.Dieselbe Aufnahme mit Fotoleuchten (Dauerlicht) ausgeleuchtet, würde zwar eine deutlich bessere automatische Belichtung ergeben, an der reduzierten Bildqualität in den Schatten würde sich aber nichts ändern.
Beleuchtung mit einem einfachen Lichtsystem gemäß der Zeichnung oben und manueller Belichtungsmessung:

- Das Hauptlicht bestehend aus 2 Leuchten kommt bei dieser Aufnahme von rechts.
- Ein Aufheller im Hintergrund rechts oben ist für das Haarlicht zuständig.
- Bis auf einige kleine Stellen ist die Durchzeichnung im Haar ausreichend.
- Ein großer Aufheller dient zur Aufhellung der linken Bildhälfte, setzt man anstelle des
  Aufhellers eine dritte Leuchte ein, kann man versuchen diese Leuchte ein wenig auf
  den Hintergrund und die Haare auszurichten.

Beurteilung: Obwohl es sich um eine einfache Lichtanlage handelt ist das Ergebnis zufriedenstellend, die Belichtungsmessung wird auch bei Dauerlicht am Besten mit einem Belichtungsmesser vorgenommen.
Beispiel 2: Einfache Produktaufnahmen kommen im Heimstudio ebenfalls oft vor, z.B. für Internet-Auktionen. Ein gutes Foto ist eine tolle Verkaufsunterstützung.
Gestaltungsregeln:

- Formatfüllend fotografieren, möglichst nahe an das Objekt herangehen.
- Neutralen und farblich passenden Hintergrund verwenden (möglichst keine groben Strukturen)
- Auf Spiegelungen und Reflexe achten.
Beleuchtung mit einer Lichtquelle (Blitz/Fotoleuchte) ohne Diffusor und vollautomatische Belichtung:

Neben der frontalen Ausleuchtung spielt auch die Belichtungsmessung eine Rolle. Da hier ein sehr hoher Kontrast zwischen dem Objekt und dem Hintergrund besteht stößt man sehr schnell an die Grenzen vollautomatischer Belichtung.

- Belichtung zu knapp, daher ist der Schriftzug nicht mehr gut erkennbar.
- Dunkle Partien haben keine ausreichende Durchzeichnung.
- Dunkle Partien haben keine ausreichende Durchzeichnung.
- LCD-Feld generell zu dunkel.
Beleuchtung mit zwei Lichtquellen und einem großen Diffusor aus zweilagigem Transparentpapier, Belichtungsmessung manuell:

Das weiche Licht erleichtert die Lichtführung, trotzdem müssen die charakteristischen Eigenschaften des Objekts wie in diesem Fall die Gehäuseoberfläche und verschiedene Aufdrucke sichtbar bleiben.

- Der Schriftzug muss noch sichtbar sein (Belichtung hier nicht zu knapp).
- Auch an dunklen Stellen auf gute Durchzeichnung achten.
- Die dunkelste Stelle des Objekts darf nicht zu einem schwarzen Fleck werden.
- Die hellste Stelle des Objekts darf nicht zu einem weißen Fleck werden.
So wurde die exakte Belichtung ermittelt:

Messpunkt 1: Schriftzug

Messpunkt 2+3: Dunkelste Stellen an Gehäusefront

Messpunkt 4: Hellste Stelle an Gehäusefront

Mit der Belichtungskalkulation des Flashmeter VI wurde ermittelt, ob sich die gemessenen Werte innerhalb des Belichtungsspielraumes des Films (oder der Digitalkamera) bewegen.