Soll man das Objektiv kaufen? Kann man das Objektiv kaufen? Zwei Fragen, die ich für mein Anforderungsprofil mit einem eindeutigen Ja beantworten kann, weil das Gesamtpaket überzeugt. Zwischen dem Fujinon mit 10mm kürzester Brennweite und dem 7Artisans 7,5mm-Fisheye liegt im wahrsten Sinn des Wortes noch eine Menge Platz. Den kann man bei Landschaften oder in Innenräumen manchmal recht gut brauchen. Solange man es schafft den Fischaugen-Effekt zu entfernen ohne dabei zu viel an Bildwinkel zu verlieren, ist ein Fisheye für mich eine gute Brennweite. Beim 7Artisans 7,5mm-Objektiv überwiegen die Stärken und weil man auch den Preis in die Anschaffungsfrage einbeziehen wird, ist ein Kauf auch dann gerechtfertigt, wenn man die Optik nur ein paar Mal pro Reise oder ein paar Mal im Jahr verwendet. Sogar wenn man Imadio Fisheye Hemi um 30 Euro zum Objektivpreis dazu addiert, bewegt man sich auf der günstigen Seite.
Qualitativ muss man sich mit dem Objektiv vor dem ersten Einsatz auseinandersetzen und dessen spezifischen Eigenheiten austesten. Es ist anzunehmen, dass jedes Objektiv geringfügig anders ist und bei preiswerten Objektiven (nicht nur chinesischer Herkunft) eine gewisse Serienstreuung als gegeben vorausgesetzt werden muss. Wer zum Testen bereit ist, kennt die Stärken und Schwächen seiner Optik und richtet sich danach. Übrigens werden Objektive für Fotoaufnahmen und nicht für das Testlabor gebaut. Man sollte sich nicht verunsichern lassen und im Feldversuch herausfinden, was das Fisheye-Objektiv tatsächlich kann. Die bei meinem Objektiv unschärfere rechte Bildhälfte ist zum Beispiel auf Ausbelichtungen oder bei normaler Monitorbetrachtung nicht sichtbar und für mich daher kein K.O.-Kriterium. Allerdings ist die Optik
zwischen Blende 2,8 und 5,6 sowie sowie ab Blende 16 nur sehr eingeschränkt brauchbar und diese Schwächen kann man in der Bildbearbeitung nicht überspielen. Wer unbedingt eine 2,8er-Offenblende benötigt, dem rate ich von diesem Objektiv ab. Ob das Samyang 8mm/2,8 UMC II bei offener Blende eine Alternative ist, kann ich nicht beurteilen.
Das Fisheye habe ich auf einer langen USA-Reise und einem längeren Trip
durch den Westen von Frankreich im Einsatz gehabt und war
von ihm recht angetan. Wie schon erwähnt ist es ein Spezialobjektiv und will
überlegt eingesetzt werden. Bei der Bildgestaltung spielt man gerne mit dem
extrem weiten Bildwinkel und der enormen Schärfentiefe.
Von-vorne-bis-hinten-scharf bei diesem Weitwinkel macht genauso süchtig wie
ein Freisteller mit nuancierter Unschärfe bei Telebrennweiten. Bei Landschaftsaufnahmen wird der Horizont nur gerade, wenn er in der Bildmitte verläuft und die Kamera relativ genau waagrecht in allen Richtungen ausgerichtet ist. Tiefe ins Bild zu bringen ist mit diesem Objektiv einfach, denn es gibt bei Blende 11 keine unscharfen Bereiche. Allerdings sind gerade Linien, wie zum Beispiel ein Geländer im Vordergrund stark gebogen und lassen auf den ersten Blick den weiten Winkel erkennen. Für Architekturaufnahmen kann man das 7,5mm-Fisheye auch verwenden, wenn es nicht auf die saubere Wiedergabe von Proportionen und geraden Linien ankommt. In der Regel bekommt man auch in dicht verbauten Stadtlandschaften Gebäude vollständig aufs Bild, allerdings zum Preis gekrümmter und stürzender Linien.
Fazit: Ich habe schon
angesprochen, dass man das Gesamtpaket sehen muss. Für einen Kaufpreis von
etwa 150 Euro wird man kein besseres Fisheye für Fujifilm X-Mount bekommen.
Mit den systembedingten Einschränkungen kann und muss man leben. Für mich
ist das Objektiv bei Blende 5,6 bis 11 den Fujinons zwar nicht ganz
ebenbürtig, für gelegentliche Einsätze und Effekte aber eine Empfehlung,
weil die Bild- und die Verarbeitungsqualität stimmt. Die 7Artisans haben
insgesamt eine recht gute Arbeit abgeliefert.