Fujifilm FP-14II Sofortbildkamera
Bei Sofortbild denkt man an Polaroid, vielfach wird die Polaroidkamera als Synonym für eine Sofortbildkamera gebraucht, wobei der amerikanische Hersteller nicht alleine auf dem Weltmarkt agiert hat. Zugegeben war bis zum Ende der meisten Patente im Jahr 1997 die Firma Polaroid der unangefochtene Marktführer, aber auch Kodak und Fujifilm haben jahrzehntelang Sofortbildkameras und dazu passenden Film produziert. Kodak mußte sich 1986 aufgrund von Patentverletzungen aus dem Sofortbildgeschäft zurückziehen. Fujifilm war schlauer, hat an Polaroid Lizenzgebühren bezahlt und war vorerst nur auf dem japanischen Inlandsmarkt tätig. Dort hat man scheinbar Anlauf geholt und ab 1997 mit dem Auslaufen maßgeblicher Polaroid-Patente gab es Fujifilm Sofortbildprodukte dann weltweit zu kaufen. Fujifilm und das auf dem Polaroid-Nachlaß basierende Impossible Project sind aktuell (Jänner 2016) die einzigen Sofortbild-Filmhersteller weltweit. Mit der Instax-Serie baut Fujifilm aber auch noch Sofortbildkameras, während das Impossible Project keine neuen Kameras herstellt. Die von Lomo vertriebenen Sofortbildkameras sind Fujifilm-Produkte und können demnach als "reinrassige" Instax-Kameras angesehen werden.
Bei der FP-14II kommt eine spezielle Filmkassette PA24 zum Einsatz, in der man den Fujifilm FP-100C, FP-100C-Silk oder den FP-3000B bzw. Polaroid-Äquivalente verwenden kann. Das Filmformat ist grundsätzlich 8,5x10,8cm, wobei die zur Verfügung stehende Fläche geviertelt wird, also vier Bilder auf ein Blatt Sofortbildfilm belichtet werden. Dafür hat die Kamera auch gleich vier Objektive mit einer Brennweite von 105mm und einer Anfangslichtstärke von 1:8.66 eingebaut. Das Objektivsystem ist fix auf eine Aufnahmeentfernung von 2 Metern eingestellt. Je nach verwendeter Blende erreicht man damit einen Schärfebereich von 1,5 bis etwa 3 Meter. Die Fujifilm FP-14II läßt einem keine Wahl bei der Verschlußzeit. Diese ist fix auf 1/60 Sekunde eingestellt und damit auch auf Studioblitzgeräte mit langsamen Blitzröhren abgestimmt. Die Objektive stammen von Fujinon und bestehen aus mehrschichtvergüteten Glaslinsen. Der Blendenbereich kann in Drittelstufen von 8.2/3 bis 64 eingestellt werden. Als Blende kommt eine zweiteilige Konstruktion in Rhombenform zum Einsatz, die für den angestrebten Einsatzzweck völlig ausreicht. Die erzielbare Bildqualität liegt deutlich über vielen Sofortbildkameras des Erfinders Polaroid. Die Glaslinsen vereinfachen auch die Wartung, denn Putzspuren wie auf Kunststofflinsen treten bei einigermaßen sachgemäßer Reinigung nicht auf.

Eine etwas ältere Generation an Geräten ist die Fujifilm FP-14II, eine Sofortbildkamera für den gewerblichen Einsatz. Gebaut wurde diese Kamera für Paßbildstudios in vor-digitaler Zeit um innerhalb weniger Minuten zu ansprechenden Paßbildern zu kommen. Das Kameradesign ist schnörkellos und stammt von einer Schachtel ab. Kein Wunder bei einem Profigerät, bei dem die Zuverlässigkeit im Vordergrund steht. An der FP-14II ist nichts miniaturisiert, die Technik ist auch nicht besonders ausgefeilt und hinsichtlich des Gewichtes ist man froh, daß diese Art von Kameras zumeist auf einem Stativ verwendet wurden. Da wurde beim Materialmix aus dem Vollen geschöpft. Viel dicker Kunststoff kleidet eine einfache und bewährte Mechanik und schützt sie auch nach vielen Einsätzen zuverlässig vor mechanischer Belastung. Die Form folgt der Funktion. Ein bei dieser Kamera sofort sichtbares Designprinzip.
So gesehen kann man mit der FP-14II eigentlich nicht viel mehr als Paßbilder herstellen. Interessant ist, daß pro Bild eine Fläche von 35,5x46,5mm netto übrigbleibt, was noch heute für Paßbilder nach dem EU-Standard 35x45mm ausreichend wäre. Im Gegensatz zu im Internet publizierten Meinungen, man könne mit einer FP-14II nur vier identische Bilder anfertigen, haben meine Tests etwas ganz anderes ergeben. Besitzt man zumindest drei der originalen Objektivdeckel kann man durch freilassen eines jeweils anderen Objektivs ein Blatt Film in vier Einzelschritten belichten. Der selbstspannende Verschluß hat keinerlei Doppel- oder Mehrfachbelichtungssperren und erlaubt beliebig viele Auslösungen mit einem Blatt Film. Theoretisch könnte man also jedes der vier Einzelbilder auch mehrfach belichten.

Die sonstige Ausstattung der FP-14II orientiert sich an den Anforderungen für die Paßbildfotografie. Es gibt einen aufklappbaren Blitz mit ca. Leitzahl 15 und einen Anschluß für ein übliches X-Blitzsynchronkabel für Studioblitzgeräte. Einen Blitz-Mittenkontakt sucht man vergeblich, bedingt durch das eingebaute Blitzgerät vermißt man ihn auch nicht. Ein weiterer sehr angenehmer Ausstattungspunkt ist die Stromversorgung mittels MN-1500/Mignon-Batterien oder Akkus. Diese Batterietype ist weit verbreitet und preiswert. Keine Spezialbatterie, die nur zu exorbitanten Preisen beschafft werden kann und die einem die spontane Verwendung vermiest. Alternativ kann man die FP-14II auch über ein 6-Volt-Gleichstromnetzteil mit Energie versorgen. Ein Hohlstecker in Standardausführung befindet sich im Gerätesockel neben den anderen Anschlüssen. Der Stromverbrauch der Kamera beträgt ohne eingebautes Blitzgerät moderate 0,7 Ampere, während der Blitzaufladung dürfen aber ganz kurz schon 1,9 bis 2,0 Ampere aus den Batterien gesaugt werden. Da bewegt sich die Kamera im Bereich üblicher Fotoapparate.

Modifikationen an der Fujifilm FP-14II sind leicht möglich. Professionell genutzte Geräte werden üblicherweise repariert, wenn sie defekt sind. Daher ist die Kamera auch gut zerlegbar. Bis auf die Objektiveinheit ist die gesamte Kamera praktisch mit einem Schraubenzieher zu demontieren. Man kann die Aufnahme für die Filmkassette an der Rückseite der Kamera durch lösen von nur vier Schrauben abnehmen. Die Objektiveinheit ist ebenfalls nur mit vier Schrauben mit dem Gehäuse verbunden und kann relativ leicht abgebaut werden. Die Unterteilung für die vier Teilbilder ist ebenfalls unkompliziert aus der Kamera zu entfernen. Die Platinen im Inneren sind mit Kabelbäumen und Steckverbindern verbunden. Da ist kein Lötkolben erforderlich, wenn man eine Platine entfernen oder tauschen möchte. Vorsicht ist nur bei der Elektronik für das Blitzgerät geboten. Der Blitzkondensator befindet sich zwar im Teil mit dem Reflektor und der Blitzröhre, war er aufgeladen, braucht er eine ganze Weile bis er seine gefährliche Spannung abgebaut hat. Hat man die gesamte Kamera "ausgeräumt" wäre es z.B. möglich ein anderes Objektiv anzubauen, durch die einfache Konstruktion ist das möglich, oder die Kamera auf ein Pinhole-Objektiv umzurüsten. Eine Tüftelei wäre lediglich das Auflagemaß des Objektivs, weil man wahrscheinlich Probleme mit der Unendlich-Einstellung bekommt, wenn man sich darum nicht kümmert. Was den Sucher betrifft, ist die Verwendung eines 110mm-Großformat-Objektivs empfohlen. Das paßt so einigermaßen zum integrierten Sucher. Oder man setzt voll auf Pinhole-Fotografie, wo man ohnehin fast immer und überall auf Erfahrungswerte und Schätzungen angewiesen ist.

Keine Polaroidkamera und doch Sofortbild: Die Fujifilm FP-14II war in vielen Fotostudios in den 1990ern als Paßbildkamera im Einsatz.
Vier Objektive für vier Teilbilder (in Paßbildgröße) auf einem Blatt Sofortbildfilm.
Die Blende kann im Bereich 8.2/3 bis 64 zur Lichtmengensteuerung verstellt werden, die Verschlußzeit von 1/60 Sekunde ist bei der Fujifilm FP-14II fix.

Ich habe meine FP-14II fast komplett zerlegt und mir die Modifikationsmöglichkeiten angesehen. Da ist wie gesagt eine Menge Raum dafür gegeben, ich bin aber derzeit nicht gewillt mir ein ziemlich teures Großformatobjektiv zu kaufen und will die Kamera auch nicht für Pinhole umrüsten. Daher habe ich das Gerät wieder in seinen Ausgangszustand zurückversetzt und mit einem alten FP-100B-Film ein bißchen experimentiert. Da liegt auch der Reiz einer solchen Kamera. Vier Bilder hintereinander zu belichten, Mehrfachbelichtungen (auch von einzelnen Teilbildern) oder auch eine Mini-Portrait-Serie mit vier Bildern auf einem Blatt Film sind die Sache der FP-14II.

Fazit:
Die Fujifilm FP-14II sieht in einer Sammlervitrine gut aus. Als Saurier aus der vor-digitalen Zeit erntet sie mit ihren vier Objektiven und dem markanten Aussehen sicher interessierte Blicke. Zum Fotografieren würde ich mir eine solche Kamera nicht kaufen, vielleicht ein paar Euro am Flohmarkt würde ich dafür ausgeben, wenn ich in Kauflaune bin. Abseits ihres eigentlichen Einsatzbereiches kann man mit einem Gerät wie der Fujifilm FP-14II nur ein bißchen experimentieren, zu etwas anderem taugt die FP-14II nicht.

Kamerahauptschalter: hier wird die FP-14II nicht nur ein- und ausgeschaltet, man wählt auch, ob mit integriertem oder externem Blitzgerät gearbeitet werden soll.
Die Fujifilm FP-14II ist einfach zerlegbar und kann theoretisch gut auf die Verwendung mit einem Großformatobjektiv oder auf Pinhole-Fotografie umgebaut werden. Die Filmkassettenhalterung kann durch Lösen von vier Schrauben abgenommen werden. Ähnlich einfach geht das auch mit der 4-Bild-Unterteilung und anderen Teilen.
Die Anschlüsse für Fernauslöser, X-Blitzkabelanschluß und externe Stromversorgung befinden sich im Sockel an der Kameraunterseite.