Fujifilm GA645, GA645i, GA645W, GA645Wi und GA645Zi
Auf der Suche nach der ultimativ kompakten Mittelformat Kameraausrüstung bin ich schließlich bei verschiedenen Sucherkameras gelandet. Sucherkameras sind systembedingt kompakter und leichter als Spiegelreflexmodelle, leider ist auch die Auswahl mehr als begrenzt, denn aktuell (November 2005) wird nur eine einzige Mittelformat-Sucherkamera, die Mamiya 7-II, produziert. Die Beschaffung ist daher sehr oft auf den Gebrauchtmarkt beschränkt, wobei man aber mit Geduld sogar ab und zu New-Old-Stock-Geräte erwerben kann. Das sind Geräte, die zwar nicht mehr gebaut werden aber als Einzelstücke irgendwo unbenützt bei einem Händler die Zeit überdauert haben und dann verkauft werden. Preislich wird meist ein satter Aufschlag auf den Gebrauchtpreis berechnet, aber ein Neugerät ist eben ein Neugerät. Gut erhaltene Gebrauchtgeräte sind in der Regel aber genauso empfehlenswert, vor allem deshalb, weil Mittelformatkameras für professionelle Fotografen gebaut wurden und entsprechend hochwertig sind.

Meine Anforderungen an die perfekte Mittelformatkamera für Reisefotografie sind eigentlich ganz einfach (aber gerätemäßig kaum zu erfüllen): Das Filmformat sollte mindestens 6x4.5 cm sein, ein Zoom mit 40mm bis 100mm (28-100mm bei Kleinbild) erspart den Objektivwechsel und die Kamera sollte einen exakten Belichtungsmesser integriert haben. Eine solche Kamera gibt es nicht, wohl aber einige Kameras bzw. Kamerakombinationen die recht nahe an meine Vorstellungen kommen. Dazu gehören die Bronica RF645, die Fujifilm GA645-Serie und die Mamiya 7-II und mit etlichen Einschränkungen auch noch die Plaubel Makina 67 und W67.


Mein ganz persönliches Ranking:

Erster Platz für die Bronica RF645 weil es ein homogenes System ist und sowohl die Ausführung der Kamera als auch die optische Leistung ohne jeden Zweifel extra fein ist. Auch der Anschaffungspreis von etwa 2000 Euro für eine komplette Ausrüstung ist ein gewichtiges Argument. Eine eigene Seite auf dieser Homepage beschäftigt sich ausführlich mit der Bronica RF645.

Der zweite Platz geht an die Fujifilm GA645-Serie. Eine tadellose optische Leistung kombiniert mit guter Verarbeitung und kompakten Abmessungen garantiert perfekte Ergebnisse. Details dazu findet man auf dieser Seite.

Auf Platz drei landet die Mamiya 7-II. Mit einem Aufnahmeformat von 6x7cm ist sie größer als die Bronica RF645 oder die Fujifilm GA645-Modelle und das Objektivprogramm ist wesentlich umfangreicher als bei beiden anderen Kameras. Relativiert wird das Angebot allerdings durch die höheren Filmkosten bei 6x7, durch die größere Bauart und vor allem durch den Preis. Die Mamiya 7-II ist mit Abstand die teuerste Ausrüstung im Vergleich.
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Fujifilm GA645-Serie Zubehör, Tipps & Tricks




November 2005
 
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Doch zurück zur Fujifilm GA645.Serie. Mitte der 1990er Jahre hat Fujifilm die letzte Mittelformatkamera Generation für das Filmformat 6x4.5 cm aufgelegt. Besonderes Kennzeichen war, dass es sich um die ersten Mittelformatkameras mit Autofokus und weitgehender Automatisierung gehandelt hat. Die Serie bestand aus insgesamt drei Kameras in fünf Ausführungen:
GA645 / GA645i: 60mm/4.0 Super-EBC-Fujinon Objektiv (40mm bei KB)
GA645W / GA645Wi: 45mm/4.0 Super-EBC-Fujinon Objektiv (28mm bei KB)
GA645Zi: 55-90mm/4.5-6.9 Super-EBC-Fujinon Objektiv (34-55mm bei KB)
Alle fünf Modelle haben eine ähnliche Ausstattung, die kaum Wünsche offen lässt:


- 120/220 Filme verwendbar - einfach die Andruckplatte verschieben
 bzw. Taste drücken (645Zi)

- Einfaches Filmeinlegen mit automatischer Positionierung auf das erste
 Bild (alle Modelle) und integriertem Barcodeleser für die Einstellung der
 Filmempfindlichkeit bei der GA645i, 645Wi und 645Zi

- Bei den Modellen GA645(i) und GA645W(i) drei Belichtungs-Modi (P, A, M

- Bei der GA645Zi vier Belichtungs-Modi (P, A, As, M)

- Elektronischer Verschluss 2 Sekunden bis 1/700 bei automatischer
 Belichtung und 2 Sekunden bis 1/400 Sekunde bei manueller Einstellung

- Eingebautes Blitzgerät mit Leitzahl 12 und automatischer
 Lichtmengensteuerung

- Mittenkontakt und Synchronkabelanschluss für externe Blitzgeräte

- Belichtungskorrektur in den automatischen Betriebsarten

- LCD-Anzeige (bei GA645Zi beleuchtet) mit Anzeige der Bildnummer,
 Filmempfindlichkeit und Belichtungsdaten

- Hybrid-Autofokus (aktiv und passiv) mit 870 Einstellschritten und IR-
 Hilfsbeleuchtung bei schlechten Lichtverhältnissen

- Dateneinbelichtung außerhalb des Bildfeldes
 (Datum/Zeit/Belichtungsdaten/AF in verschiedenen Kombinationen

- Ergonomisches Gehäuse (GA645i und GA645Wi mit zwei Auslösern

- Standard-Drahtauslöse-Anschluss

- Selbstauslöser

- Gegenlichtblende und Softcase im Lieferumfang enthalten
Genug der Technik, eine Kamera beurteilt man am Besten nach ihren praktischen Werten. Ich habe im Lauf der Zeit alle Fujifilm GA645-Modelle besessen und war mit jeder Kamera zufrieden. Die Objektive sind bereits bei offener Blende sehr leistungsfähig und laufen zur Höchstform auf, wenn man sie zwei Blendenstufen abblendet. Vor allem die festen Brennweiten liefern dann sensationelle Ergebnisse. Das Zoomobjektiv der GA645Zi ist zwar ebenfalls erste Wahl, konstruktionsbedingt aber einen Hauch (und wirklich nur einen Hauch) schwächer als das 60er- oder 45er-Objektiv.

Die Belichtungsmessung ist ebenfalls ein Punkt, auf den hingewiesen gehört. Sie erfolgt nämlich nicht durch das Objektiv sondern durch ein Fenster daneben. Die Genauigkeit ist auch für Diafilm ausreichend, wobei angemerkt werden muss, dass die Tendenz der Belichtungsmesser eher zur knapperen Belichtung neigt. Will man auf der sicheren Seite sein, dann empfehlen sich beim Einsatz von Diafilm vor allem in kritischen Lichtsituationen Belichtungsreihen. Verwendet man Negativfilm sind die Belichtungsmesser ausreichend genau. Als Stolperstein können sich Filter am Objektiv erweisen, denn eventuelle Verlängerungsfaktoren müssen manuell über die Belichtungskompensation eingegeben werden.

Das Handling der Kameras ist ausgezeichnet, vor allem wenn man sich daran gewöhnt hat, dass die Kamera bei normaler Haltung Bilder im Hochformat produziert. Das ist systembedingt und bei ähnlichen Modellen, wie z.B. der Bronica RF645, genauso gewöhnungsbedürftig. Die Sucheranzeigen sind schön groß und hell, es gibt auch einen automatischen Parallaxenausgleich in Form eingespiegelter Begrenzungslinien. Eine Scharfeinstellhilfe oder einen Messsucher gibt es nicht, die ermittelte bzw. eingestellte Entfernung wird nur als numerischer Wert angezeigt. Die Gehäuse sind ergonomisch sehr gut gestaltet und sind auch bei längeren Aufnahmesitzungen ermüdungsfrei zu bedienen. Einziger Wermutstropfen ist die etwas komplizierte Einstellung in der vollständig manuellen Betriebsart. Zur Veränderung der Belichtungszeit muss man nämlich die [+/-]-Taste gedrückt halten und gleichzeitig das Wählrad bedienen. Das ist kompliziert und zeitraubend, ich bevorzuge daher meist die Zeitautomatik A in Verbindung mit dem Belichtungs- und Schärfespeicher. Bei den Modellen GA645/645i und GA645W/645Wi muss man mit einem Kunststoffgehäuse leben. An diesem Detail scheiden sich die Geister: Entweder man liebt (oder akzeptiert es) oder man hasst es. Faktum ist, dass das Gehäuse widerstandsfähig ist und auch professionellen Einsatz locker wegsteckt. Überhaupt sind alle Kameras robuster als sie auf den ersten Blick aussehen. Das Gehäuse der GA645Zi ist etwas anders gefertigt (aus Metall?) und mit einer Kunststoff-Belederung veredelt, es wirkt dadurch hochwertiger und gibt der GA645Zi ein professionelleres Auftreten.
Eine weitere Gemeinsamkeit aller GA645-Modelle: Sie machen Lärm. Sowohl das Ausfahren und Einziehen des Objektivs als auch die Scharfeinstellung und der Filmtransport sind weit davon entfernt als leise durchgehen zu können. Wettgemacht wird die laute Mechanik durch eine sehr solide und gut verarbeitete Konstruktion. Der Autofokus ist präzise und für eine Mittelformatkamera ausreichend schnell, kommt aber mit Kleinbild-Spiegelreflexsystemen nicht mit.

Noch ein Wort zur Blitztechnik: Alle GA645-Modelle haben einen eingebauten Blitz mit Leitzahl 12, der gut für ein schnelles Portrait oder einen Schnappschuss verwendet werden kann. Über einen Mittenkontakt und bei der GA645Zi auch über einen Synchronkabelanschluss lassen sich externe Blitzgeräte anschließen. Eine TTL-Steuerung sucht man auch vergebens, Blitzgeräte mit einem Standard-Mittenkontakt und automatischer Lichtmengensteuerung sind wirklich gut mit den GA645-Kameras verwendbar. Durch die „verdrehte  Format-Ausrichtung sollte man bei der GA645(i) und der GA645Zi die 28mm-Einstellung oder Streuscheibe vor den Blitzreflektor setzen, bei den 645W-Modellen sogar eine 24mm-Streuscheibe verwenden.

Die GA645-Kameras sind meiner Meinung nach eine ausgewogene Mischung aus Bedienungskomfort und Profikamera. Es gäbe ein paar Kleinigkeiten, die man verbessern könnte. Mir fallen da z.B. ein längerer Zoombereich bei der GA645Zi und lichtstärkere Objektive ein. Ein Bildzählwerk im Sucher würde dem Komfort dienlich sein und die Tastenkombination bei der Verstellung der Verschlusszeit im manuellen Betrieb könnte man zu Gunsten einer einfacheren und schnelleren Bedienung verbessern. Damit wäre meine Wunschliste auch schon komplett und erledigt, denn Fujifilm baut die GA645-Serie nicht mehr und eine Neuauflage ist völlig unwahrscheinlich.
Fazit: Eine Kameraserie, die meist unter ihrem Wert gehandelt wird. Hervorragende Qualität zu einem vernünftigen Preis, eine der preiswertesten Arten in das Mittelformat einzusteigen. Dazu kommt noch, dass man mit der Kombination GA645Zi und GA645W(i) eine der kompaktesten und beweglichsten Mittelformatausrüstungen zusammenstellen kann.





Pro und Kontra:



Pro:

- Sehr hohe Objektivqualität
- Kompaktes und robustes Gehäuse
- Gute Ausstattung inklusive Dateneinbelichtung
- Automatischer Filmtransport mit Easy-Loading
- Eingebautes Blitzgerät
- Günstige Preise am Gebrauchtmarkt


Kontra:

- Objektivmechanik und Filmtransport laut