Monitorkalibrierung
Der kurze Weg zu einem gut abgestimmten Monitor.
Monitorkalibrierung mit Pantone HueyPro





November 2006, überarbeitet Mai 2009, Anmerkung August 2022

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Anmerkung: Im Jahr 2006 lieferten die Werkseinstellungen der meisten Computerbildschirme recht bunte Bilder kombiniert mit hohem Kontrast. Das hat den meisten Anwendern gefallen und kaum jemand hat es geändert. Diese "lebendigen" Farben haben aber mit einer realistischen Farbwiedergabe recht wenig zu tun gehabt. Für Bildbearbeitung und Grafik waren immer öfter Computersysteme mit einem normierten, der Realität entsprechenden Farbsystem gefragt. Bis zu meinem ersten Pantone Huey Pro habe ich mit einigen Hilfsmitteln ohne spezielle Hardware meine Monitore eingestellt. Das war bei Eizo-Geräten ziemlich perfekt möglich und so ist diese Seite entstanden. Heute sind Colorimeter und die Technologie dahinter Allgemeingut. Mit Spyder und DisplayCal kriegt man die Farbwiedergabe, die man braucht und diese eigentlich obsolete Seite ist bestenfalls dann von Interesse, wenn man Legacy- oder Retro-Computer und Betriebssysteme vor Windows 7 mit einem kalibrierten Bildschirm betreiben möchte. Deshalb bleibt diese Seite online. Ausführliche und aktuelle Informationen zum Thema Kalibrierung findet man auf der Homepage fotovideotec.de. Andreas Beitinger erklärt Farbmanagement und Kalibrierung besser als ich das jemals könnte.
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Bildbetrachtung und Bildbearbeitung erfordern einheitliche Standards um Farben, Helligkeit und Kontrast richtig beurteilen zu können. Im Gegensatz zu Fotografen, Grafikern und Druckereien stehen dem gelegentlichen Anwender digitaler Fotografie und Grafik nur begrenzte Mittel zur Verfügung um eine kalibrierte Farbwiedergabe auf einem Computersystem zu erreichen. Diese Seite erklärt ein Verfahren, mit dem es möglich ist ohne spezielle Hard- und Software, ohne spezielle Kenntnisse der Farbenlehre und vor allem ohne jegliche Kosten eine brauchbare Monitorkalibrierung zu erreichen.
Konventioneller Monitor oder TFT-Flachbildschirm?

Für die Bildbearbeitung werden im professionellen Bereich Monitore mit einer Trinitron-Bildröhre oder spezielle Flachbildschirme mit einem TFT-Panel eingesetzt. Beide Gerätetypen haben ihre Vor- und Nachteile. Röhrenmonitore sind teilweise besser und einfacher zu kalibrieren, die eingestellten Werte bleiben aber nicht konstant, da sich der Zustand der Bildröhre alterungsbedingt laufend ändert. Den Verlust von Helligkeit, Kontrast und Farbsättigung nennt man "Fading", er ist ein bauartbedingter nicht reversibler Vorgang, der bei allen Bildröhren auftritt. Flachbildschirme bleiben hinsichtlich Bildqualität und Kalibrierung zwar über lange Zeiträume konstant, dafür ist bereits bei der Anschaffung auf die Beschaffenheit des TFT-Panels zu achten, da nicht alle TFTs gleich gut kalibrierbar sind. Als eine Art Standard haben sich im Bereich Grafik und Fotografie zur Zeit Flachbildschirme von Eizo (FlexScan) durchgesetzt. Sie sind zwar teurer als die vergleichbare Massenware, dafür aber genauso gut kalibrierbar wie ein Röhrenmonitor. Wenn man schon einen Monitor besitzt, dann sollte man das vorhandene Gerät so gut wie möglich an die Erfordernisse anpassen.
Bevor es los geht: Monitor warmlaufen lassen.

Um möglichst optimale Ergebnisse zu erzielen, schalten Sie Ihr Computersystem und den Monitor ein. Lassen Sie Ihrem Monitor eine „Aufwärmphase" von zumindest 20 Minuten bei Raumtemperatur. Erst dann ist die Bildröhre „warm" und die Farbeinstellungen bleiben konstant. Sind Sie Besitzer eines Flachbildschirms oder eines Notebooks und müssen damit Bildbearbeitung durchführen, dann gelten alle hier gemachten Angaben sinngemäß natürlich auch für Sie, meist erreichen TFTs aber schon nach weniger als 20 Minuten eine gleichbleibende Leuchtkraft.
Grundeinstellungen am Monitor und der Grafikkarte prüfen

Im Setup-Menü des Monitors stellen Sie die Werte für die Farbtemperatur auf 6000°K oder 6500°K ein. Wenn Sie keine Kelvin-Werte finden und nur Einstellwerte für Rot, Grün und Blau haben, stellen Sie die Farbtemperatur auf einen Mittelwert ein. Einige Monitore haben auch die Möglichkeit Farbräume direkt anzuwählen. Die Einstellungen werden sehr oft als Text, Grafik, Film, sRGB oder Custom bezeichnet. Gibt es die Einstellung für Grafik oder sRGB, dann wählen Sie diese aus. Bietet Ihr Bildschirm überhaupt keine Möglichkeit zur Beeinflussung von Helligkeit, Kontrast und Farbwiedergabe, wie es z.B. bei einigen Notebooks der Fall ist, gibt es eine Software namens PowerStrip. Das Programm ist ein universelles Einstell-Werkzeug für fast alle Grafikkarten und Monitore. Mit PowerStrip können verschiedenste Anzeigeprofile definiert und festgelegt werden. Die Version 3.7 können Sie hier herunterladen (Shareware). Informationen zu PowerStrip finden Sie beim Hersteller auf https://www.entechtaiwan.com . Besitzen Sie eine Grafikkarte mit eigenen Einstellmöglichkeiten stellen Sie ebenfalls 6000°K / 6500°K, sRGB bzw. einen Mittelwert ein. Helligkeit und Kontrast stellen Sie ebenfalls auf einen Mittelwert ein. Grelle Farbflächen in der Umgebung des Monitors beeinflussen die Farbwiedergabe, ebenso bunte Lampen(schirme) und wechselndes Tageslicht, das durch die Fenster fällt. Grafiker sitzen meist in verdunkelten Räumen und haben spezielle Lichtklappen für ihren Monitor. Für den Privatbereich reichen meist heruntergelassene Jalousien und eine Lichtklappe aus schwarzem Karton rund um den Monitor.
Farbtiefe einstellen

Zur Darstellung eines Bildes oder einer Grafik auf dem Computerbildschirm können in der Regel verschiedene Farbtiefen eingestellt werden. Waren in der Anfangszeit der Farb-Grafikkarten noch 16 oder 256 Farben Standard, so sind bei den aktuellen Computermodellen 16,7 Millionen oder mehr Farben möglich.

Wozu so viele Farben? Wenn Sie den Farb- und den Graukeil betrachten, dann erkennen Sie einen kontinuierlichen Verlauf zwischen den Farben bzw. von reinem Schwarz zu reinem Weiß. Im Idealfall sollten Sie keine Abstufungen sehen. Sehen Sie deutliche Farbabstufungen, dann ist die Farbtiefe Ihrer Grafikkarte auf weniger als 16,7 Millionen Farben (= 24 Bit Farbe) eingestellt. Für eine verbesserte Wiedergabe stellen Sie bitte die Farben auf zumindest diesen Wert ein. Sie können natürlich auch einen höheren Wert (32-Bit Farbtiefe) wählen, wenn das Ihre Grafikkarte zulässt.
Helligkeit und Kontrast anpassen

Nachdem das Computersystem in der Lage ist sehr viele Farben darzustellen, muss dies auch durch die optimale Anpassung von Helligkeit und Kontrast möglich sein.

Was passiert, wenn Helligkeit und/oder Kontrast nicht optimal justiert sind? Die Antwort ist ganz einfach: Obwohl alle Farben dargestellt werden, kann es vorkommen, dass sehr ähnliche Farbwerte speziell in den hellsten und dunkelsten Bereichen überstrahlen oder zulaufen. Im Fotografen Jargon sagt man, dass helle Farben „ausreissen" und dunkle Bildpartien „absaufen".

Der Stufen-Graukeil enthält einen gestuften Verlauf von reinem Schwarz zu reinem Weiß, bei dem der Helligkeitsunterschied zwischen jedem Feld genau 10% beträgt. Die optimale Einstellung erfolgt so, dass zunächst der Kontrast auf einen mittleren Wert eingestellt wird. Die Helligkeit wird dann so abgeglichen, dass nur das rechte Feld weiß erscheint. Stellen Sie den Regler so ein, dass gerade ein Unterschied zwischen den beiden weißen Feldern ganz rechts sichtbar wird. Dadurch vermeiden Sie Überstrahlungen.

Jetzt verändern Sie die Kontrasteinstellung solange, bis sich die beiden Felder ganz links deutlich voneinander unterscheiden. Achten Sie darauf, dass der ganz linke schwarze Balken eine ausreichende Sättigung aufweist und sich trotzdem vom vorletzten linken Balken abhebt. Wiederholen Sie die gesamte Prozedur solange, bis die notwendigen Werte erreicht werden.

Auch der dritte Testkeil dient zur exakten Justage von Helligkeit und Kontrast. Richtig eingestellt ist der Monitor dann, wenn die kleinen schwarzen und weißen Farbflächen gegenüber dem jeweiligen Hintergrund gerade noch zu erkennen sind.
Den Gammawert nicht vergessen!

Die Wirkung des Gammawertes ist etwas schwieriger zu erklären. Sehr vereinfacht ausgedrückt ist es der nichtlineare Unterschied zwischen dem tatsächlichen Helligkeitswert in der Bilddatei (Helligkeitswert des RGB-Farbraumes) und dem vom Monitor wiedergegebenen Helligkeitswert. Dieser Unterschied wird über den Gammawert kompensiert. Viele Grafikkarten und Monitore bieten die Möglichkeit den Gammawert einzustellen, sollten Sie über derartige Produkte verfügen, können Sie anhand des Bildes den notwendigen Ausgleich einstellen. Gebräuchliche Werte liegen im Bereich von 1,8 bis 2,2. Diese Seiten wurden mit einem Monitor-Gamma von 2,2 erstellt.

Gammawert unbekannt oder noch nicht eingestellt? Dann können Sie ihn mit der Skala rechts einfach ermitteln: Auf der Skala finden Sie verschiedene Farbfelder in den drei Grundfarben Rot, Grün und Blau sowie zusätzlich eine Grauwertskala. Den Gammawert Ihres Monitors ermitteln Sie ganz einfach: Suchen Sie jene Flächen heraus, bei denen die Helligkeit der inneren (strukturierten) Fläche so genau als möglich mit der Umrandung übereinstimmt. Die Umrandung sollte also mit dem inneren Muster verschmelzen. Notieren Sie sich die Gammawerte und verwenden Sie die Werte für die Einstellung im Farbmanagement der Grafikkarte bzw. im Setup-Menü des Monitors.
Neue Einstellungen überprüfen!

Nachdem Sie alle Änderungen durchgeführt haben, sollten Sie eine visuelle Überprüfung der Einstellungen vornehmen. Die Farbtafel unten hilft Ihnen dabei:

Obere Reihe: Prüfen Sie zuerst ob ein deutlicher Unterschied zwischen Cyan (Türkis), Grün und Gelb erkennbar ist. Cyan muß wirklich Türkis erscheinen. Gelb muss eine satte Farbe haben und darf keinen Grünstich zeigen. Das grüne Feld muss eine strahlend grüne Färbung haben. Probleme in diesem Bereich haben mit dem Grünkanal des Monitors zu tun. Die Felder Rot und Magenta (Purpur) müssen eine klare farbliche Trennung aufweisen. Die Differenzierung muss dabei deutlich sein, ist ein Unterschied nur schwer oder gar nicht auszumachen, stimmt der Rotkanal des Monitors nicht. Das blaue Farbfeld hat eine satte dunkelblaue Farbe, es muss sich deutlich vom schwarzen Farbfeld in der mittleren Reihe unterscheiden.
 
Mittlere Reihe: Abstimmung von mittlerem Grau bis Schwarz: Alle Farbfelder haben einen unterschiedlichen Grauton. Das vorletzte Farbfeld rechts ist schwarz, das letzte Farbfeld rechts unterscheidet sich im Grauton von allen anderen Farbfeldern dieser Reihe. Probleme in der mittleren Reihe haben mit der Einstellung von Farbe und Kontrast zu tun.
 
Untere Reihe: Abstimmung von mittlerem Grau bis Weiß: Auch hier haben alle Farbfelder eine unterschiedliche Farbe. Weiß darf keinen Farbstich haben, auch die drei rechts daneben liegenden Farbfelder reagieren empfindlich auf Farbstich.
Meist sind die Ergebnisse erst nach zwei oder drei Anläufen einigermaßen perfekt. Für die Kalibrierung sollte man sich also genug Zeit lassen.
Die auf dieser Seite verwendeten Bilddateien wurden von Fujifilm Österreich zur Verfügung gestellt (Copyright Fujifilm Corporation).

 

 

 

Der richtige Farbraum - oder die Qual der Wahl zwischen sRGB, AdobeRGB und CMYK?

Aufgrund einiger Fragen zum Thema was denn nun der beste Farbraum sei, möchte ich hier ein paar ganz pragmatische Bemerkungen loswerden. Wer sich ausschließlich mit Digitalfotografie beschäftigt, hat es leicht, denn grundsätzlich verwenden alle Amateurdigitalkameras den sRGB-Farbraum. Standardized-RGB IEC61966-2.1 (sRGB) ist der kleinste gemeinsame Nenner und der weltweite Standard bei fotografischen Ein- und Ausgabegeräten. Daher ist es sinnvoll auch das eigene Computersystem an diesen Farbraum anzugleichen. So bleiben Bilddateien von der Aufnahme über die Bearbeitung bis zur Ausgabe am eigenen Drucker oder auch im (Mini-)Lab eines Fotofinishers konstant.

Bei professionellen Spiegelreflexkameras kann man sehr oft auf den AdobeRGB-Farbraum umschalten. Damit steht dann ein "erweiterter" sRGB-Farbraum mit einer geringfügig verbesserten Farbwiedergabe zur Verfügung. In Publikationen wird der Unterschied zwischen sRGB und AdobeRGB meistens durch Grafiken eindrucksvoll hervorgehoben, in der Praxis ergeben sich aber sehr oft Probleme, denn Bilddateien im AdobeRGB-Farbraum und  Ausgabegeräte, welche auf den sRGB-Farbraum abgestimmt sind, passen nicht gut zusammen. So werden mit größter Wahrscheinlichkeit Farbunterschiede von der Bilddatei zu einem geprinteten Foto auftreten. Schwierigkeiten kann es auch geben, wenn man auf einem eigenen Drucker Bilder ausgeben möchte und der Druckertreiber die Übersetzung von AdobeRGB auf den druckereigenen (meist CMYK-)Farbraum nicht perfekt beherrscht.

Da sind wir auch schon beim CMYK-Farbraum gelandet, der primär für die Drucktechnik und den Vierfarbdruck interessant ist. CMYK ist auf die mit Druckfarben erreichbaren Farbwerte abgestimmt und damit der kleinste Farbraum. Obwohl Tintenstrahl- und bei Farblaserdrucker CMYK-Technologie verwenden, hat man als Anwender in der Regel nichts mit diesem Farbraum zu tun, da die Umrechnung von sRGB auf CMYK durch den Druckerteiber erfolgt.

Als Durchschnittsanwender ist man mit dem sRGB-Farbraum auf der sicheren Seite, egal ob man Bilddateien nur auf dem Monitor ansehen will, auf einem eigenen Drucker ausgeben möchte oder Fotos in einem Fremdlabor anfertigen läßt. AdobeRGB empfiehlt sich vor allem für alle jene, die sich mit Farbmanagement intensiver auseinandersetzen können und wollen.