Es läuft im Leben nicht immer alles wie geplant. Eine Reise nach Slowenien und Kroatien wollte ich unter anderem für das Austesten von Kodak TRI-X 400 bei verschiedenen Lichtverhältnissen verwenden. Dieses Vorhaben wurde vom Wetter gründlichst konterkariert und ich kann mich nicht mehr erinnern, jemals so schlechtes Licht gehabt zu haben. Dichte Wolken eines massiven Tiefdruckgebietes haben die Sonne verdunkelt und für düstere und kontrastlose Beleuchtung gesorgt. Fotografiert habe ich trotz allem und mir Motive gesucht, die gut zur morbiden Stimmung gepasst haben. Der TX400 hat sich dabei als ausgezeichnetes Filmmaterial gerade beim kontrastlosen Licht erwiesen. Entwickelt wurde 15 Minuten im Wehner-Entwickler bei 20°C mit erwartungsgemäßen Ergebnissen. Gescannt wurden die Negative mit dem Nikon Coolscan V ED. Entgegen sonstigen Gewohnheiten habe ich dieses Mal etwas mehr am Kontrastregler drehen müssen.

Bei der Ausrüstung war ich bescheiden: Eine Nikon FG-20, das AF-Nikkor 18-35mm und das AF-Nikkor 85mm/1.8D waren angenehme und kompakte Reisebegleiter.
Heute bucht man Hotels im Internet. Ist man zu sorglos, könnte sich die 5-Sterne-Anlage trotz bunter Bildchen als ein wenig angestaubt präsentieren. Sollte sich das Restaurant mit dem angeblich prachtvollen Meerblick und der tollen Terrasse im obigen Zustand befinden, dann ist bei der Hotelauswahl gar nichts gut gegangen.
Pro:

- ein Schwarzweiß-Film wie er sein soll


Kontra:

- hoher Preis
Kodak TRI-X 400
Schlimmer wird die Sache, wenn man auch noch ein Zimmer im Haupthaus mit dem roten Stern am Dach gebucht hat...
... und die Türen sowie die Fenster nicht mehr richtig schliessen...
... dann wechselt man in ein Deluxe-Appartment in der Neubau-Dependance der Anlage.
An regnerischen Tagen hat man Frischwasser auch von der Decke oder durch die Fenster. Das Gefühl in einem Knast gelandet zu sein, ist dann das geringste Problem in so einem Haus. Um diese nicht ganz ernst zu nehmende Kurzreportage zu einem guten Ende zu bringen, bleibt anzumerken, dass es in Slowenien und Kroatien ganz hervorragende Hotels gibt und man nach Gebäuderuinen im hier gezeigten Zustand lange suchen muss. Die Gebäude auf den Bildern waren niemals Hotels, das nur nebenbei.
Vom fiktiven Hotel des Grauens kommen wir ganz schnell zum Kodak TX400 zurück. Er ist, wie die hier gezeigten Aufnahmen beweisen, immer eine richtige Wahl. Sogar bei fast unbrauchbaren Lichtverhältnissen ist mit guten Ergebnissen zu rechnen. Mit dem Wehner-Entwickler erreicht man problemlos die Nennempfindlichkeit. Das Filmkorn ist nicht zu grob, die Schärfe sehr gut und die Grauabstufungen schön differenziert. Der Kodak Tri-X gilt als Klassiker und hat seine universellen Einsatzmöglichkeiten beim schlechtest möglichen Licht eindrucksvoll bewiesen. Wunder wirken kann auch der TX400 nicht, denn bei matschigem Licht kann ein Film keine kontrastreichen Szenen aufnehmen. Nimmt man die Negative als Rohmaterial, bekommt man mit etwas Einstellarbeit nach dem Scannen sehr gute Ergebnisse.
Betrachtet man die Bilder dieser Seite, kann man erahnen, warum der Kodak TRI-X über Jahrzehnte zum Lieblingsmaterial vieler Fotojournalisten gehört hat. Er ist ein Meister der Graustufen, in Verbindng mit einem zum Film passenden Entwickler gibt es moderates Korn und die Empfindlichkeit von ISO 400 macht den Film bei nahezu jeder Beleuchtungssituation verwendbar. Was mir auch noch gefällt ist die gute Verträglichlichkeit mit den Nikon Coolscans. Da kann man beim Scan die Qualität noch ein Stückchen optimieren. Bei so extrem schlechten Licht gelingen Scans besser als Papierabzüge, weil man etwas mehr Dynamikbereich zur Optimierung nutzen kann. Das ist zwar nicht ganz nach der reinen Lehre der Fineprint-Fraktion, aber mich kümmert das nicht. Das Endergebnis zählt.

Fazit:
Ich habe gerade einmal fünf TX400-Filme belichtet. Das waren zwei Filme zum groben Eintesten und weitere drei Stück für "echte" Fotoaufnahmen bei schlechtem Wetter. Ab der dritten 135er-Rolle war ich mit dem Film so vertraut, als ob ich ihn schon lange verwende. Der Kodak TX400 ist für mich ein sehr gut beherrschbares, gutmütiges und qualitativ über jeden Zweifel erhabenes Filmmaterial. Seinen legendären Ruf verdient der TRI-X völlig zurecht. Kombiniert mit dem Wehner-Entwickler und einer Belichtung auf die Schatten bekommt man gut print- und scanbare Negative. Wer kubische Schwarzweiß-Filme mag, ist mit dem TRI-X 400 gut versorgt.