Die Kamera für Puristen (oder Minimalisten). Weniger geht kaum noch, trotzdem hat die Leica M6 alles was man für hervorragende Fotos braucht: Sie funktioniert rein mechanisch und benötigt zur Verschlußauslösung keine Batterien. Das Gehäuse ist robust und hält einiges aus, selbst in tropischen Gegenden oder im Gebirge bei Temperaturen unter -15° C gibt es mit einer M6 keine Probleme. In Verbindung mit einem 35mm oder 50mm Objektiv ist die M6 auch heute noch eine der kompaktesten Zusammenstellungen, wenn man mit möglichst wenig Ausrüstung hervorragende Bilder machen möchte.
Ich habe meine Leica M6 inzwischen schon 15 Jahre im Einsatz und auf vielen Reisen eingesetzt. Was mich freut ist, daß die Kamera bei sorgsamer Behandlung noch immer schön aussieht. Bis auf eine durch normale Benützung übliche Patina gibt es keinerlei Probleme mit der Verarbeitung und dem Finish der Kamera. Bisher gab es, wahrscheinlich durch regelmäßige Nutzung bedingt, auch keine Probleme mit den langen Verschlußzeiten. Der mechanische Verschluß verrichtet seine Arbeit wie immer. Die Negativ
e sind noch immer exakt belichtet und mir sind keine Unterschiede zu den vor eineinhalb Jahrzehnten belichteten Filmstreifen aufgefallen.
Das Thema Belichtungsmessung ist vielleicht mein einziger Kritikpunkt (außer dem Anschaffungspreis) an der Leica M6. Schön das es Leica im Jahr 1984 geschafft hat ein elektronisches Belichtungsmeßsystem ohne bewegliche Teile in eine M-Kamera einzubauen. Minolta hat das lange Jahre vor Leitz in der Minolta CLE gemacht, wobei anzumerken ist, daß das Gehäuse der Minolta CLE noch ein wenig kompakter als das der Leica M6 ist. Zwar schreibt Leitz irgendetwas über eine "selektive" Belichtungsmessung, sieht man sich die Kamera und die Ergebnisse an, dann merkt man aber sehr schnell, daß da nur Marketing betrieben wurde. Mit der verbauten Meßzelle ist lediglich eine integrale Belichtungsmessung möglich. Zur Messung wird dabei ein Kreis von etwa 2/3 der Bildhöhe am passenden Sucherrahmen verwendet. In der Praxis bedeutet das einen relativ großen Meßwinkel bei Weitwinkelobjektiven und einen relativ kleinen Meßwinkel bei Teleobjektiven. Eigentlich sollte das genau umgekehrt sein und bei der M6 kommt noch dazu, daß man erst Gefühl entwickeln muß, wo jetzt genau die Belichtung gemessen wird, denn eine Markierung im Sucher gibt es nicht. Die Belichtungsmessung ist für Diafilm bedingt geeignet und ich habe früher immer mit Belichtungsreihen gearbeitet um exakt belichtete Diapositive zu erhalten. Aufgrund der Belichtungsmessung und der Tatsache, daß im digitalen Zeitalter die qualitativ hochwertigen E-6-Finisher immer seltener werden, verwende ich in meinen Leicas nur mehr Negativ- bzw. S/W-Film.
Die Leica M6 hat es in verschiedenen Varianten gegeben. Meine 1994 gekaufte M6 ist ein "Classic"-Modell mit einer Suchervergrößerung von 0.72x ohne TTL-Blitzmessung. Später gab es dann auch noch eine Version mit Suchervergrößerung 0.85x ohne dem Rahmen für die 28mm Brennweite. Von dieser Version, ebenfalls ohne TTL-Blitzmessung, wurden nur etwa 3.000 Stück gebaut. Ab 1998 gab es die Leica M6-TTL wahlweise mit Suchervergrößerungen 0.56x (ohne 135mm Rahmen), 0.72 und 0.85 (ohne 28mm Rahmen). Gebaut wurde die M6-Serie bis Ende des Jahres 2002. Auf die zahlreichen Sondermodelle möchte ich hier nicht eingehen, die sind eher etwas für Sammler.
Gebrauchte Leica M6 gibt es in ausreichender Stückzahl, die Preise bewegen sich zwischen € 700,-- und € 1.100,-- je nach Modell und in zumindest durchschnittlichem Zustand. Bevor man eine gebrauchte M6 kauft, sollte man sich genügend Zeit nehmen und die Kamera durchprüfen. Dabei auf den Gehäusezustand, die langen Verschlußzeiten und den Zustand des Suchersystems achten. Auch ein "hakeliger" Filmtransport sollte bei einer M-Leica nicht sein und deutet auf übermäßigen Verschleiß der Bauteile hin. Bedingt durch die großen Stückzahlen sollte man keine gebrauchte M6 kaufen, von deren Zustand man nicht restlos überzeugt ist. Sonst stellt sich vielleicht heraus, daß die günstige Gebraucht-Kamera eher eine Verbraucht-Kamera ist. Also keine Eile, denn es gibt genügend Auswahl an Gebrauchtgeräten und das nächste Schnäppchen kommt bestimmt. Gleiches gilt übrigens auch für den Kauf von gebrauchten Objektiven.