Leica M7                                       
Die Leica M7 unterscheidet sich auf den ersten Blick kaum vom Vorgängermodell M6. Erst bei genauerem Hinsehen fallen Unterschiede auf:

Es gibt einen Ein-/Ausschalter, auf dem Verschlußzeitenrad ist jetzt auch eine Position AUTO zu finden und die Filmempfindlichkeit kann jetzt auch direkt vom DX-Code der Filmpatrone übernommen werden. Design und Bedienung der M7 sind unverändert geblieben und auch das anachronistisch anmutende Filmeinlegen mit der aufklappbaren Rückwand ist so wie immer. Die Unterschiede liegen nicht in Äußerlichkeiten, es sind die kleinen inneren Details, welche dieses Modell kennzeichnen.




August 2002 / überarbeitet Jänner 2009

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Auch mit dem angesetzten Motor ist die Leica M7 eine sehr kompakte Kamera.
In die Leica M7 gehören zwar 2 Stück DL1/3 Batterien, ich verwende mittlerweile vier Stück der preiswerteren LR44-Batterien zur Stromversorgung

Wesentlichste Änderung ist eine neue Kameraelektronik und ein elektronisch gesteuerter Verschluß. Der seit Jahrzehnten bekannte Tuchschlitzverschluß ist zwar geblieben, die Steuerung desselben erfolgt bei der Leica M7 aber durch zwei Elektromagnete und nicht mehr durch mechanische Elemente. Die elektronische Steuerung ermöglicht wesentlich genauere Verschlußzeiten (im Bereich +/- 10%) vor allem im Bereich der kürzesten Zeiten. Ein neues Komfortfeature ist auch die Zeitautomatik, die man der M7 jetzt endlich spendiert hat und die es in der Minolta CLE schon zwanzig Jahre früher gegeben hat. Damit muß man die Belichtung nicht mehr mit einer Lichtwaage im Sucher abgleichen, sondern stellt sich die gewünschte Blende ein und die Kamera ermittelt dazu die passende Verschlußzeit. Wer auf die Nachführmessung nicht verzichten kann, der dreht einfach das Verschlußzeitenrad aus der Position AUTO und kann schon wie bisher gewohnt manuell arbeiten. So viel Elektronik (verglichen mit früheren M-Modellen) erfordert natürlich auch Energie und die Leica M7 ist die erste M-Kamera, die nur mehr über zwei mechanisch gebildete Notzeiten verfügt und sonst vollständig von elektrischer Energie abhängig ist. Im Jahr 2002 ist das kein echter Nachteil mehr, denn wir sind die totale Stromabhängigkeit von vielen anderen Gadgets gewöhnt und als routinierter Fotograf wird man die zwei Stück DL1/3N-Batterien mit einem Gewicht von vielleicht 10 Gramm auch noch mitschleppen können.
Wie schon bisher üblich ist auch die Leica M7 mit dem übrigen M-System fast uneingeschränkt kompatibel. Auch am neuen Modell können alle bisher angebotenen M-Objektive und fast das gesamte M-Zubehör eingesetzt werden. Bei einigen exotischen Objektivtypen gibt es zwar kleinere Einschränkungen (wie auch bei der M6), mein von der M6 vorhandenes Zubehör und die Objektive passen aber problemlos. Das macht Sinn und freut einem. Eine weitere Verbesserung betrifft die Belichtungsmessung. Gegenüber der M6 ist sie (zumindest für mich) wesentlich exakter und berechenbarer geworden. Man kann immer genau abschätzen in welchem Bereich gemessen wird und auch bei der Verwendung von Diafilm geht der Materialverbrauch auf Grund von seltener erforderlichen Belichtungsreihen zurück. Die Leica M7 ist von Haus aus mit der aus der M6TTL bekannte Blitz-TTL-Messung ausgestattet. Das ist vor allem eine gute Zugabe für alle, die Blitzlicht einsetzen und sich entweder für das originale SF20-Blitzgerät von Leica oder ein SCA-kompatibles Produkt von Metz entscheiden. Für mich ist dieser Punkt nicht relevant, weil meiner Ansicht nach die Stärke des Leica M-Kamerasystems eindeutig im Bereich Available-Light-Fotografie liegt und ich noch nie ein Blitzgerät in Verbindung mit einer Leica M-Kamera eingesetzt habe.

Kleine Ausrüstung für große Bilder. Die Leica M-Kameras sind eine Empfehlung wenn man "großes Gepäck" vermeiden möchte.
Neu gestaltet wurden auch die Sucheranzeigen. Früher gab es nur eine Lichtwaage mit zwei Pfeilen, die M7 verfügt über eine gut lesbare, in der Helligkeit der Umgebung angepaßte 7-Segment-Anzeige, die eine Vielzahl von Informationen liefert ohne jedoch überladen zu sein. Die Leica M7 ist mit verschiedenen Suchervergrößerungen lieferbar und jeder Anwender kann sich die für seine Hauptanwendungen angenehmste Version bestellen. Schön ist, daß das Suchersystem überarbeitet wurde und nach Aussagen von Leica jetzt weniger anfällig auf Überstrahlungen und Whiteouts (nicht mehr erkennbare Formatbegrenzungen)  ist.



Zur Auswahl stehen Sucher mit...

        ... Vergrößerung 0,58:      Sucherrahmen für 28/90mm, 50/75mm und 35mm  -  für Anwender, die sehr oft Weitwinkelobjektive verwenden

        ... Vergrößerung 0,72:      Sucherrahmen für für 28/90mm, 35/135mm, 50/75mm  -  als Standardsuchersystem

        ... Vergrößerung 0,85:      Sucherrahmen 90mm, 50/75mm und 35/135mm  -  für Anwender, die sehr oft mit Teleobjektiven arbeiten

Die Filmempfindlichkeit wird bei DX-kodierten Filmpatronen automatisch eingestellt.
Handhabung: Die Kamera ist nach wie vor aus Metall gefertigt und wiegt mit dem Objektiv etwa 700 bis 900 Gramm. Verwendet man den optionalen Handgriff oder den LEICA Motor, dann liegt die Kamera ausgezeichnet in der Hand. Mit dem 35mm Objektiv sind damit Verschlußzeiten von 1/15 Sekunde aus der Hand realistisch, so ferne man sich nicht in einem Gedränge befindet und nicht vor Kälte zittert. Die Anzahl der Bedienungselemente ist bei einem derart puristischen Aufnahmegerät gering, sie befinden sich alle dort, wo sie sein sollten und damit wird erreicht, daß die Kamera zügig bedient werden kann und man in hektischen Situationen zurecht kommt. Wie schon erwähnt ist die Belichtungsmessung exakter als beim Vorgängermodell und stellt auch eingefleischte Diafotografen zufrieden.

Weitere Vorteile: Das kleine Gehäuse wirkt eher unscheinbar und ermöglicht fast unbemerktes Fotografieren, der extrem leise elektronische Verschluß trägt noch positiv dazu bei. Die Stromversorgung ist ein anderes Kapitel, vor allem wenn man auf den neuen Ein-/Aus-Schalter vergißt und die Kamera immer eingeschaltet läßt. Liegt der Auslöser in halb gedrückter Stellung irgendwo auf, dann läuft die Belichtungsmessung dauernd und die Batterien sind recht schnell leer. Nachdem ich durch diesen Fehler einmal die Batterien unabsichtlich entleert habe, bin ich dann ohne Ersatzbatterien dagestanden. DL1/3N waren keine zu bekommen und so mußte ich mit vier LR44-Batterien vorlieb nehmen, ich mit etwas herumfummeln auch in das Batteriefach versenkt habe. Die Kamera hat wie gewohnt funktioniert und die LR44 haben sich danach auch wieder aus dem Batteriefach entfernen lassen. Inzwischen klebe ich je zwei LR44-Batterien mit einem Stück Klebestreifen zusammen und verwende überhaupt keine DL1/3N, weil die LR44-Batterien preiswerter und fast überall verfügbar sind.

Fazit: Die erste Leica M mit Zeitautomatik und einer einigermaßen zeitgemäßen Ausstattung bietet wie üblich Qualität auf höchstem Niveau zu einem niveauvollen Preis. Ein bis auf die Belichtungsmessung fast perfektes Vorgängermodell wurde als Ausgangspunkt für konsequente, sinnvolle aber sehr konservative Weiterentwicklung genommen. Sinnvolle Details wie der Hauptschalter oder die Zeitautomatik wurden hinzugefügt, auf Kompatibilität wurde geachtet und auf unnötigen Ballast wurde verzichtet. Viel Metall und fast auf die Ewigkeit ausgelegte Komponenten machen die Kamera zwar teuer, verglichen mit der in der Zwischenzeit vorgestellten digitalen Leica M8/8.2 kann man die Leica M7 aber fast noch als "preiswert" bezeichnen.

Objektive: An den Leica M-Kameras können fast alle Objektive mit einem sogenannten M-Bajonett und mittels Adapter auch fast alle Objektive mit einem E39-Leicagewinde (LTM) verwendet werden. Die Auswahl an Objektiven ist riesengroß, es gibt neben Leica auch noch andere Hersteller, wie Carl Zeiss oder Voigtländer, die ebenfalls hochwertige Optiken für die Leica M-Kameras anbieten. Ebenfalls uneingeschränkt verwendbar sind die drei Minolta-Objektive zur Minolta CLE, Leica CL-Objektive und Objektive zu Konica Hexar.

Die bereits vorhin erwähnten Objektive mit E39-Schraubgewinde können mittels Adapter an einer M-Kamera angeschlossen werden. Je nach Adapter funktioniert dabei sogar noch die Entfernungsmessung und die Einspiegelung der passenden Brennweite. Bei sehr alten LTM-Objektiven sollte man beachten, daß die Firma Leitz bis 1945 die Objektive serienmäßig ohne Vergütung geliefert hat. Unvergütete Objektive sind wesentlich anfälliger für Reflexionen und Streulicht, sie sind daher auch nur bedingt für Farbfilm geeignet.

Russische Objektive von FED- und Zorki-Kameras sind ebenfalls LTM-Versionen, alle Typen haben aber eine sehr große Produktionsstreuung und sind für die Verwendung nur bedingt empfohlen. So sind z.B. 2/3 der im Umlauf befindlichen Orion-15-Weitwinkelobjektive durch mangelhafte Zentrierung oder andere Qualitätsmängel nur eingeschränkt verwendbar.
Kleine Ausrüstung für große Bilder. Die Leica M-Kameras sind eine Empfehlung wenn man "großes Gepäck" vermeiden möchte.

 

Leica M7 mit Summicron 50mm/2.0