Was an der FG-20 sofort auffällt: Sie ist zierlich und mit einer Festbrennweite auffallend leicht. Meinen Recherchen zufolge ist die FG-20 gemeinsam mit der Nikon EM, mit der sie sich die Gehäusebasis teilt, die kleinste und leichteste Nikon-Ai-Spiegelreflexkamera. Daraus folgt, dass zumindest die Deckkappe und die Bodenplatte aus Kunststoff, vermutlich Polycarbonat, gefertigt sind. So viel ich feststellen konnte ist das Grundgerüst der Nikon FG-20 abweichend von so mancher Behauptung im Internet aus Metall. Die bewährte Metallausführung findet man auch beim Objektivbajonett vor. Ob der Bajonettring aus Edelstahl oder hartverchromtem Messing besteht, ist mir nicht bekannt und das ist auch gar nicht wichtig. Auf jeden Fall hat Nikon in diesem Punkt nicht gespart, vielleicht waren Kunststoffbajonette zu dieser Zeit angedacht, tatsächlich sind sie erst ab Ende der 1990er verbaut worden.
Überall wird moniert, was der Nikon FG-20 an Ausstattung fehlt, dabei ist die Liste durchaus komplett und entspricht jener der älteren Nikon FE, bei der niemand über fehlende Features gejammert hat. Die Belichtung regelt man manuell oder mittels Zeitautomatik. Bei der Zeitautomatik kann man Gegenlicht auf Tastendruck oder über die Filmempfindlichkeit kompensieren. Ein Vorlaufwerk - auch bekannt als Selbstauslöser - ist ein nützliches, aber nicht oft gebrauchtes Detail, ebenso wie der Drahtauslöseranschluß. Es gibt einen Sucher mit immerhin 92% Abdeckung und einer hellen Mattscheibe vom Typ K samt Mikroprismenring und Schnittbildindikator. Ein Zeigermeßwerk entsprechend der Nikon FE würde den manuellen Belichtungsabgleich einfach machen, nur hat man den grünen zeigerförmigen Balken für die manuell gewählte Zeit weggelassen. Das System zeigt mit einem schwarzen Zeiger nur die von der Kamera vorgeschlagene Belichtungszeit an und links neben der Zeitenskala ein rotes leuchtendes M für manuellen Modus. Die manuell gewählte Zeit muss man sich merken, denn der zweite Zeiger samt seiner Mechanik war bei der Konstruktion der FG-20 kalkulatorisch offenbar nicht mehr unterzubringen. Eine TTL-Blitzmessung war für die FG-20 auch zu teuer und so gibt es mit einigen Nikon-Blitzgeräten gerade eine Blitzbereitschaftsanzeige im Sucher. Nicht gespart wurde hingegen bei der Belichtungsmessung mit der Gewichtung 60% in der Bildmitte und 40% im Rest des Bildfeldes. Gemessen wird mit modernen Silizium-Zellen. Ein Copal-Metalllamellen-Parallelkurbel-Verschluss schafft Kurzzeiten bis zu 1/1000 Sekunde, wobei Verschluss und Belichtungsmessung im Langzeitbereich wesentlich längere Zeiten genau bestimmen und bilden können, als das mit einer Sekunde in der Bedienungsanleitung angegeben wird. Die Stromversorgung mit zwei Stück SR44-Batterien versorgt die Kamera für etwa ein Jahr mit Energie, was eine preiswerte und leicht verfügbare Energiequelle darstellt. Sind die Batterien leer gibt es eine mechanische Zeit von 1/90 Sekunde für Sunny-16-Belichtung, aber bitte wer braucht das heute noch? SR44-Batterien sind extrem lange lagerfähig und kosten nicht viel, da kann man immer Ersatzbatterien dabei haben. Einen Motorantrieb MD-14 zur besseren Filmverschwendung könnte man an der FG-20 andocken. Das sollte früher professionell aussehen und macht die Kamera klobiger. Ein fehlendes Detail ist die nicht vorhandene Abblendtaste. Im angepeilten Käufersegment war so etwas scheinbar nicht besonders gefragt und man hat die Taste weggelassen. Auch damit konnte man Teile, Montagezeit und damit Kosten sparen.