Sie werden nur auf Objektive aufgeschraubt und haben selbst keinen Ai-Anschluss, sind aber ein preiswertes und hochwertiges Hilfsmittel für Aufnahmen im Nahbereich und gehören daher zum Nikon-Ai-System irgendwie dazu: die Nahlinsen Nummer 0, 1 und 2 von Nikon.
Bei den seit Jahrzehnten angebotenen Nikon-Nahlinsen handelt es sich um Nahaufnahmevorsätze in Form von Meniskus-Linsen. Diese Linsen bestehen aus der Kombination einer konkaven und einer konvexen Linse. Im Querschnitt sehen derartige Linsen einem Halbmond ähnlich, wobei die Außenseite, also jene Seite, die weiter weg vom Objektiv ist, stärker als die Innenseite gewölbt ist. Dadurch wird eine Vergrößerung des abgebildeten Objektes erreicht. Meniskus-Linsen erreichen mit optischem Glas sehr gute Abbildungsleistungen, weil sie wenig anfällig auf Astigmastismus sind. Schräg einfallende Strahlenbündel erzeugen Abbildungsfehler, diese Aberrationen an den Grenzschichten der Menisken treten aber nur sehr schwach auf. Daher sind Nahlinsen einem richtigen Nahaufnahmeobjektiv zwar nicht ganz ebenbürtig, für viele Einsätze zwischendurch, zum Beispiel auf Reisen, wo man nur kleine und leichte Ausrüstung mitnehmen will, sind sie ein qualitativ befriedigender Kompromiß. Stellt man die Objektivblende auf 8 oder 11 ein, erreicht man eine gleichbleibend hohe Schärfe von der Bildmitte bis zu den Bildrändern.
Die Stärke einer Nahlinse wird fast immer in Dioptrien angegeben, nur bei Nikon sind sie mit einer Nummer bezeichnet. Auf dem Gebrauchtmarkt leicht zu bekommen sind die Nummer 0 mit 0,7 Dioptrien, die Nummer 1 mit 1,5 Dioptrien und die Nummer 2 mit 3 Dioptrien Stärke. Schwerer aufzutreiben sind die Nahlinsen Nummer 3T mit 1,5 Dioptrien und Nummer 4T mit 3 Dioptrien, die aus besserem optischen Glas gefertigt wurden. Die Nahlinsen 0, 1, 2, 3T und 4T sind für Objektive mit 52mm Filtergewinde vorgesehen. Recht selten angeboten werden die Nahlinsen 5T und 6T für Objektive mit 62mm Filtergewinde, die von den optischen Eigenschaften der Nahlinse 3T respektive der 4T entsprechen.
Die Handhabung von Nahlinsen ist denkbar einfach, sie werden auf das Objektiv geschraubt und schon kann es losgehen. Sollte es notwendig sein, ist es sogar möglich zwei Nahlinsen zu kombinieren. In diesem Fall liegt die stärkere Nahlinse näher am Objektiv. Ich empfehle maximal zwei Nahlinsen zu kombinieren, weil sich mit der Anzahl der Linsen auch deren Abbildungsfehler addieren. Es ist auch möglich eine Nahlinse auf einem Micro-Nikkor-Objektiv zu verwenden, ebenso könnte man sie zusätzlich in Verbindung mit einem Balgengerät einsetzen, obwohl ich das als wenig sinnvoll erachte.
Was man wissen sollte: Je länger die Objektivbrennweite und je stärker die Nahlinse, desto größer ist der Abbildungsmasstab. Dabei nimmt die Schärfentiefe im Bild aber rapide ab. Der Abbildungsmassstab ist logischerweise bei Unendlich-Einstellung kleiner als bei der Einstellung auf die kürzeste Aufnahmedistanz des Objektives. Zu all dem kommt noch, dass sich Vibrationen während der Aufnahme dramatisch verstärken und ein massives Stativ eine gute Idee ist. Im Nahbereich kann man auch bei einer 1/125 Sekunde leicht verwackeln. Aus praktikablen Gründen liegt der optimale Brennweitenbereich für die Verwendung von Nahlinsen zwischen 50mm und 135mm Brennweite, mit Einschränkungen sind auch noch 200mm-Objektive mit hoher Lichtstärke - wegen der Scharfeinstellung - vom Stativ verwendbar.
Fazit: Nahlinsen sind ein preiswertes und qualitativ ansprechendes Nahaufnahmezubehör. Vor allem unterwegs mit kleinem fotografischen Gepäck haben sie ihre Stärken, weil sie kaum etwas wiegen und immer dabei sein können.
Für weitere Informationen gibt es hier die englische Version der Bedienungsanleitung - Copyright (c) Nikon Corporation: