In meinem Fundus befinden sich zwei dieser Objektive und beide haben in etwa dieselben Eigenschaften. Ob sich die anderen 20.998 Objektive genauso verhalten, kann ich aber nicht versprechen. Das nur vorab, und schon geht es mit Fakten los, die ich mir selbst erarbeitet habe:
- Ein Nikkor 28-50mm/3.5 ist ein Objektiv für analoge Fotografie. Ich habe noch nie den Drang verspürt es an der Nikon Df zu verwenden. Einige wenige Testaufnahmen beim Selbstbau meiner HK-12-DIY-Gegenlichtblende mit der Nikon D700 waren aber zufriedenstellend.
- Bei offener Blende f3.5 reduziert sich vor allem im Weitwinkelbereich die Bildqualität. Der Kontrast ist dann etwas flau und die Bildschärfe erreicht noch nicht den Bestwert. An den Rändern wirkt das Bild kraftlos. Bei 50mm-Brennweite ist die Sache etwas besser, aber auch da ist keine überragende Bildqualität zu erwarten. Die Leistung bessert sich aber schon bei f4.0 und richtig gut ist das Objektiv zwischen Blende f5.6 und f11.0. Mehr abblenden bringt keine besseren Ergebnisse. Beugungsunschärfe nimmt dann wieder Bildqualität weg.
- Sauberkeit ist oberstes Gebot. Wenigstens was die Frontlinse dieser Optik betrifft. Schmutz und Schlieren bewirken je nach Lichtverhältnissen Kontrastminderung und Neigung zu Überstrahlungen. Ich bilde mir ein, dass auch ein schlechtes, sprich
ein unvergütetes oder fein zerkratztes Schutzfilter gerade bei diesem Objektiv ziemlich ins Gewicht fällt und die Ergebnisse verschlechtert.
- Bei meinem
DIY-Bericht zur Nikon HK-12 Gegenlichtblende habe ich schon erwähnt, dass das 28-50mm-Nikkor sehr empfindlich auf Streu- und Gegenlicht reagiert. Daran ändert auch die NIC-Mehrschichtvergütung nichts und gerade wenn man ohne HK-12 fotografiert, wird man immer wieder von kraftlosen Bildern heimgesucht. Die Verwendung der Gegenlichtblende halte ich bei diesem Objektiv für obligatorisch. Die Zahl der kontrast- und farbreduzierten Ausreißer wird damit auf
wenige Aufnahmen gesenkt. Wer die HK-12 nicht bekommt oder nachbauen möchte, hat zwei Möglichkeiten. Eine Gegenlichtblende aus Gummi verwenden und deren Länge so weit kürzen, bis bei 28mm Brennweite keine Abschattungen am Rand auftreten. Die Nikon HN-2 wäre die zweite Alternative. Sie gehört zum 28mm-Festbrennweiten-Nikkor und erzeugt sicher keine schwarzen Bildecken. Was man tut ist Geschmackssache, aber das alles ist besser als keine Gegenlichtblende zu verwenden.
- Die Abbildung von Hintergrund-Unschärfe auf den Negativen ist gerade
noch brauchbar und für Freisteller nicht der große Bringer. Das liegt in der Natur der Sache. Brennweitenbereich, Lichtstärke und optisches System werden in diesem Fall wenig dazu beitragen, dass das Objektiv ein Bokeh-Monster wird.
- In den 1980ern waren Objektive mit einer Macro-Funktion modern. Mit Baujahr 1983/84 ist diese Funktion in der Ausstattungsliste des 28-50ers
selbstverständlich enthalten. Der Maßstab 1:4,8 geht für die schnelle Nahaufnahme unterwegs völlig in Ordnung und gegebenenfalls kann man noch eine Nahlinse anschrauben um die Naheinstellgrenze noch ein Stückchen zu verringern.
- Dieses Objektiv ist sehr kompakt und daher ideal für Reisen und Reportagen. Es ist weniger gut für Architekturfotografie verwendbar. Bei 28mm Brennweite ist die Bildfeldwölbung relativ ausgeprägt, sodaß man sie bei kritischer Betrachtung am Foto wahrnimmt. Vignettierung ist im Weitwinkel-Bereich ausgeprägter als bei 50mm und verschwindet bei f8.0 fast vollständig und dann zum Glück bei jeder Brennweite.
- Heute ist Blitzlichtfotografie im analogen Fotobereich nicht mehr wirklich ein wichtiges Thema, aber der Brennweitenbereich von 28 bis 50 Millimeter ist ideal fürs Blitzen. In Zeiten des legendären Metz 45CT hat man die Weitwinkelstreuscheibe aufgesetzt oder später beim Nikon SB-24 den Reflektor auf 28mm eingestellt und schon hatte man immer einen ausreichenden Leuchtwinkel. Eine ständige Anpassung des Reflektors an die Brennweite ist mit einem leistungsstarken Blitzgerät nicht erforderlich.