Sennheiser IE8 In-Ear-Kopfhörer

In-Ear-Kopfhörer sind nicht jedermanns Geschmack, wenn man sich aber mit dieser Bauart angefreundet hat, weiß man sehr schnell die Vorteile zu schätzen. Die gute Abschirmung von Umgebungsgeräuschen ist nur ein Aspekt, denn die damit verbundenen geringeren Lautstärkepegel aus dem Abspielgerät schonen das Gehör. Ein weiteres Plus von In-Ears ist, daß kaum Schall nach außen austritt und die Umgebung nicht mit Gezirpe aus den Kopfhörern belästigt wird. Das Angebot an In-Ear-Kopfhörern ist unüberschaubar und neben einer Vielzahl klanglich mäßiger Produkte findet man, vorausgesetzt man ist zum tiefen Griff in die Brieftasche bereit, auch Produkte für High-End-Ansprüche. Dazu gehört auch der Sennheiser IE8, den ich seit Anfang 2009 besitze. Damals habe ich 200 Euro für den IE8 ausgegeben, aktuell liegt der Preis bei etwa 180 bis 190 Euro, zugegeben viel Geld für so kleine Kopfhörer, wobei angemerkt werden soll, daß der Sennheiser IE8 nicht einmal zu den teuersten Modellen dieser Spezies gehört.

Der Klang:
Der IE8 ist ein Produkt für den audiophilen Anspruch und läßt hinsichtlich Transparenz, Homogenität und Dynamik keine Wünsche offen. Der Hörer ist auf anspruchsvolles Monitoring abgestimmt, was auch die hohe Detailtreue und die klare Präzision erklärt. Der IE8 läßt von der Musik nichts weg, fügt auch nichts hinzu, hat einen gut definierten, ausreichend druckvollen Baß und glänzt durch eine sehr gute Räumlichkeit, die jedem Musikstück eine lebendige Authentizität verleiht. Bei der Betonung der Höhen hält sich der Sennheiser IE8 schön zurück, er leistet sich auch keine Schnitzer mit „zischelnden" S-Lauten oder zu generell zu scharfer Höhenwiedergabe. Er gibt gut aufgenommenes Material ohne Schönfärberei wieder, während die Schwächen von schlecht aufgenommenen Audioproduktionen aufgedeckt werden, ohne daß der IE8 diese Schwächen auch noch überbetonen würde. Ein Produkt sowohl für die Analyse von Audiomaterial als auch für vergnügliches Hören bei jeder Gelegenheit, sei es zu Hause an der High-End-Anlage oder unterwegs mit dem iPod oder einem anderen MP3-Player. Den Sennheiser IE8 habe ich überwiegend am Marantz PMD620, an einem iPod Classic 160GB und gelegentlich auch an einem AMB Mini³-Kopfhörerverstärker mit einem CD-Player als Quellgerät im Einsatz.

Verarbeitung: Wie von Sennheiser gewohnt hochwertig und tadellos. Der IE8 hat mittlerweile einige Betriebsstunden unter verschiedensten Bedingungen absolviert und zeigt keinerlei Schwächen. Auch optisch ist er, dank der praktischen Aufbewahrungsbox, noch immer wie neu.

Lieferumfang:
Der Sennheiser IE8 wird mit allem erforderlichen Zubehör geliefert, welches ein audiophiler In-Ear-Kopfhörer braucht. Neben dem Hörer selbst findet sich ein Satz Ohradapter-Sets in verschiedenen Größen, eine elegante Aufbewahrungsbox, zwei Ohrbügel und ein kombiniertes Klangeinstellungs-/Reinigungswerkzeug in einer hübsch gestalteten Überverpackung.

Tipps und Tricks:
Dynamische Kopfhörer gehören eingespielt. Ein neuer IE8 aus der Schachtel genommen braucht einige Stunden, bis er klanglich rund läuft. Der Unterschied von einem fabrikneuen zu einem eingespielten IE8 ist zwar nicht weltbewegend aber hörbar.

Die Baßwiedergabe des Sennheiser IE8 kann an persönliche Bedürfnisse angepaßt werden, wenn man z.B. unterwegs die tiefen Frequenzen etwas kräftiger wiedergeben möchte. Dafür gibt es an jedem Hörer eine kleine Schraube, die mit dem in der Aufbewahrungsbox untergebrachten Spezialwerkzeug verstellt werden kann.

Im Lieferumfang enthalten ist auch ein Päckchen Trockensalz um den IE8 in seiner Aufbewahrungsbox vor Feuchtigkeit zu schützen. Die Lebensdauer dieses Päckchens ist begrenzt, denn wenn der Inhalt Feuchtigkeit aufgenommen hat, sollte es getauscht werden. Legt man das Päckchen bei 50°C für fünfzehn Minuten in einen Heißluft-Backofen gibt das Salz die Feuchtigkeit wieder ab und das Päckchen kann wiederverwendet werden. Einen ähnlichen Effekt erzielt man auch in zehn bis fünfzehn Minuten mit dem Haarfön oder wenn man das Päckchen an einem heißen Sommertag bei geringer Luftfeuchtigkeit für ein paar Stunden in die Sonne legt.

Die Ohradapter sind vielleicht die einzigen Punkte, die am Sennheiser IE8 zu kritisieren sind. Von Anfang an habe ich Probleme mit dem Sitz des IE8 gehabt. Vor allem das Einsetzen und die richtige Positionierung der In-Ears im Gehörgang waren für mich Grund für einigen Ärger. Mangelhafte Auflösung und schlaffe Baßwiedergabe haben mich immer wieder verfolgt und zu heftigem Gefummel sowohl am IE8 als auch an den Ohren geführt. Meine Lauscher konnten der Grund dafür nicht sein, denn meine Ohren sind „durchschnittlich" in jeder Beziehung, also weder zu groß noch zu klein oder speziell anatomisch á la Mr. Spock geformt. Immer wiederkehrende intensive Tests mit den mitgelieferten Ohradaptern haben keine dauerhafte Lösung des Problems gebracht.

Fast zwei Jahre habe ich die größten Standard-Ohradapter als eine Art Zwischenlösung verwendet und nach einer passenden Alternative gesucht. Zwar hätte mir ein Hörgerätespezialist speziell auf meine Ohren abgestimmte Otoplastiken für 160 Euro angefertigt, die man mit dem IE8 verwenden hätte können, ehrlich gesagt waren mir diese Formpaßstücke aber zu teuer. Letztendlich habe ich aber doch eine preiswerte Lösung gefunden und setze Hansaplast LärmSTOP-Ohrstöpsel zur Verbesserung der Standard-Ohradapter ein. Ich habe damit bisher sehr gute Erfahrungen gemacht. Eine Bauanleitung kann man hier herunterladen, der Nachbau ist sehr einfach, dauert etwa zehn bis fünfzehn Minuten und kostet weniger als drei Euro.
Fazit: Höchste Leistung bekommt man nicht geschenkt. Das gilt auch für den Sennheiser IE8, der mit einem Kaufpreis von knapp unter 200 Euro nicht billig ist, klanglich aber mit Referenzprodukten wie einem AKG K702 mithalten kann, auch wenn er ein In-Ear-Kopfhörer ist. Verarbeitung und Materialqualität sind auf Langzeitbetrieb ausgelegt und entsprechen einem Gerät für professionelle Anwendungen. Insgesamt ist der Sennheiser ein sehr empfehlenswertes Produkt ohne Schwächen. Einzig die mitgelieferten Ohradapter mußten an meine Ohren angepaßt werden und haben nicht auf Anhieb gepaßt. Trotzdem würde ich eine Kaufempfehlung aussprechen.



Update Jänner 2015: Der IE8 ist bei mir noch immer im Einsatz und wird fast täglich verwendet. Klanglich gibt es überhaupt nichts auszusetzen und die Verarbeitungsqualität lernt man erst nach vier Jahren im Dauereinsatz zu schätzen. Bis auf regelmäßige Reinigungen, die aus hygienischen Gründen eher öfter als seltener durchgeführt werden sollten, ist der IE8 nach wie vor im Originalzustand. Das Kabel wurde zwar im Lauf der Jahre etwas sperriger und härter, es funktioniert aber wie am ersten Tag. Die Eigenbau-Ohradapter sind noch immer in Verwendung, auch wenn es mit den Produkten der Firma Comply so etwas ähnliches wie meine Stöpsel aus dem Heimlabor in professioneller Ausführung zu kaufen gibt. Als Backup habe ich mir einen Sennheiser IE80 zugelegt, der ebenfalls häufig verwendet wird. Klang und Verarbeitung entsprechen weitgehend dem IE8 und die Unterschiede sind marginal. Möglicherweise ist der IE80 die klanglich etwas abgerundete Version des IE8, wobei ich nicht sagen kann, ob der IE8 oder ein IE80 die bessere Wahl ist. Jedenfalls werde ich beide Hörer behalten, so wie den unlängst angeschafften Havi B3 Pro1, der sich ebenfalls als klangliches Juwel herausgestellt hat.
Mai 2011/überarbeitet Jänner 2015

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Sennheiser IE8 Ohradapter-Modifikation
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