Sollte ich heute eine Kaufempfehlung abgeben, würde ich das Ausgangsmodell Nikon FE empfehlen, weil es bis auf die 1/125 Sekunde Blitzsynchronzeit und die 1/1000 Sekunde als kürzeste Belichtungszeit weitgehend der Nikon FE2 entspricht. Eine Nikon FE kostet in sehr gutem Zustand zirka die Hälfte einer gleichwertigen Nikon FE2, wenn man lange genug sucht. Meine zweite Empfehlung wäre eine Nikon FE2 in gutem Zustand und wer sich eine leisten möchte, kann auch zur Nikon FM3A greifen. Der elektronisch-mechanische Hybridverschluss der FM3A ist für mich kein Must-Have, welches mir viel Geld wert wäre, für die FM3A spricht aber, dass sie das jüngste Modell der Reihe ist. Gebaut von 2001 bis 2006 sind Kameras in neuwertigem Zustand noch hie und da zu bekommen, die Preise dafür bewegen sich aber auf Spitzenniveau. Ich habe im Jahr 2018 eine neuwertige FM3A in Silber um 480 Euro und Mitte 2019 eine neuwertige schwarze Kamera um 495 Euro kaufen können. Beides waren Zufallskäufe am untersten Ende der FM3A-Preisskala, denn wenn man auf gängigen Internet-Verkaufsplattformen stöbert, versuchen Verkäufer zwischen 600 und 900 Euro oder noch mehr für ein gut erhaltenes Exemplar zu generieren. Schwieriger ist es auch, an eine FE2 im Zustand Mint zu kommen, dafür erleichtert man sein Bankkonto aber „nur" um 250 Euro oder mehr. Zum Vergleich: Eine schwarze Nikon FE in durchschnittlichem Zustand habe ich im Frühsommer 2019 um 100 Euro gekauft. Der günstige Preis hat sich aus dem kosmetisch durchschnittlichen Zustand ergeben, sonst hätte der Verkäufer sicher weit mehr als hundert Euro haben wollen. Vor allem an den Kanten hat das blanke Messing durchgeschimmert, wie das bei stark genutzten, schwarz lackierten Gehäuse eben so der Fall ist. Mit glänzendem Alkydharzlack, besser als Hammerite bekannt, habe ich die Lackfehler ausgebessert und das Kameragehäuse optisch ein wenig verschönert. Technisch war die Kamera ohnehin uneingeschränkt in Ordnung, wie ein schneller Test mit einem Ilford XP2Super gezeigt hat.
Die technische Ausstattung der FE-Serie bzw. der FM3A sind sehr ähnlich: Eine grundsätzlich manuell einstellbare Kamera mit zusätzlich Zeitautomatik, Belichtungskorrektur und Messwertspeicher. Meiner Meinung nach ist die FM3A eigentlich eine FE3M, weil sie mehr Ähnlichkeit mit der FE-Linie als mit der spartanisch ausgestatteten FM2 hat. Nikon wollte die Kamera wegen dem Hybridverschluss aber als Nachfolgerin der FM2 sehen und daher die etwas irreführende Modellbezeichnung. Eine FE/FE2/FM3A ist ähnlich der Nikon F3 nur ohne Wechselsucher und mit einem kompakteren Gehäuse. Mechanisch robust sind sie alle, als Nachfolger der Nikkormat FT3 braucht man sich um die Fertigungsqualität aller FE- und FM-Kameras daher keine Sorgen zu machen. Alle von mir jemals verwendeten FE2/FM2-Kameras haben fehlerfrei funktioniert, die Bildabstände waren immer gleich und bis auf die übliche gelegentliche Reinigung waren keinerlei Wartungsarbeiten fällig. Keine meiner FE2/FM2 hat jemals eine Kamerawerkstätte gesehen. Die Kameras haben alles, was man fotografisch braucht und Überflüssiges wurde weggelassen. Die Zeitautomatik mit Blendenvorwahl ist nicht nur komfortabel, sie ist eine gute Balance aus Automatisierung und manueller Steuerung. Die Belichtungsmessung ist bei allen Modellen so treffsicher, dass mit Negativfilm eine 100%ige Ausbeute an korrekt belichteten Negativen erzielt wird. Man muss unter normalen Bedingungen schon einiges anstellen um nicht mehr scanfähige Negative zu produzieren. Für Analogfotografie-Anfänger ist die Zeitautomatik der Garant ab dem ersten Film wenigstens korrekt belichtete Negative zu bekommen. Bildgestaltung und Scharfeinstellung lassen ohnehin noch Raum für Fehler, die aber im Sucher leichter erkenn- und vermeidbar sind, als eine unbrauchbare Belichtung.